Franz von Sickingen

[263] Franz von Sickingen: ein berühmter Deutscher Ritter, der 1481 geboren wurde. Da er nicht nur Tapferkeit und persönlichen Muth besaß, sondern auch für seine Zeiten sehr aufgeklärt dachte, so wurde er bald der Bewunderer des gelehrten Reuchlin und der vertraute Freund des scharfsinnigen Ulrichs von [263] Hutten. Er verband sich mit diesem letztern zur Züchtigung der Geistlichkeit und aller Feinde der wahren Gelehrsamkeit. Die Proben seiner Tapferkeit, die er ehedem in Fehden abgelegt hatte, und der Glanz seines Hauses ließen vermuthen, daß die Partei siegen würde, die er anführte. Aber Kaiser Carl V. suchte ihn so viel als möglich von dem Interesse der Reformatoren abzuziehen und auf seine Seite zu bringen. In dieser Rücksicht machte er ihn zum General der Truppen, die er gegen Frankreich schickte, und nahm auch ein Darlehn von 2000 Gulden von ihm an: eine für damahlige Zeiten sehr beträchtliche Summe, welche beweist, daß Franz von Sickingen den mächtigsten Deutschen Fürsten an Ansehen und Reichthum nichts nachgegeben habe. Sickingen verließ, ungeachtet er mehrere Beweise der kaiserlichen Huld empfangen hatte, dennoch nicht seine alten Freunde, die Verbreiter einer bessern Aufklärung, und namentlch Ulrich von Hutten. Längst schon hatte dieser gewünscht, daß man endlich den Widersachern der Freiheit, den Papisten und Vertheidigern der alten Finsterniß, die Gewalt der Waffen entgegen setzen möchte; aber immer hatte Franz von Sickingen geglaubt, daß der rechte Zeitpunkt dazu noch nicht gekommen sei. Endlich aber stellte er doch, im J. 1522, in Verbindung mit mehrern vom Adel, ein mächtiges Kriegsheer auf die Beine, um damit die Deutschen Bischöfe zu demüthigen. Zuerst wagte er einen Einfall in die Lande des Churfürsten von Trier, richtete aber wenig aus, verfiel in die Reichsacht, und sah im Frühling des darauf folgenden Jahres seine eignen Festen und Besitzungen von Trierschen, Pfälzischen und Hessischen Kriegsvölkern belagert. Er selbst befand sich in der Burg Landstein, wo er einen unglücklichen Fall that, und am 7. Mai 1523 seinen Geist aufgab. Man kann zwar nicht läugnen, daß seine Absichten lobenswerth waren, aber von Uebereilungen und grausamen Handlungen kann man ihn auch nicht ganz freisprechen.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 5. Amsterdam 1809, S. 263-264.
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