Alarich

[39] Alărich, ein Gothe aus dem Geschlechte der Balten, ein erfahrner und tapferer Fürst, brach als Anführer der Westgothen 395 n. Chr. mit diesen aus Thrazien nach Griechenland auf; Athen, Korinth, Argos und Sparta wurden ohne Widerstand geplündert, die Denkmäler der Kunst und alter Herrlichkeit zerstört und viele Einwohner zu Sklaven gemacht. Nachdem A. ein Jahr in Griechenland gewüthet, wurde er von Stilicho, dem Befehlshaber des abendländ. Kaisers Honorius, nach Konstantinopel hin gedrängt, hier von Eutropius, [39] dem Vertrauten des morgenländ. Kaisers Arkadius, gewonnen und als Oberbefehlshaber mit seinen Gothen nach Illyrien geschickt. Kaum hatte er aber in diesem Lande sein Heer aus den kais. Zeughäusern wohl ausgerüstet, als er, von demselben zum Könige ausgerufen, im I. 400 über die julischen Alpen nach Italien zog. Stilicho nöthigte ihn jedoch wieder zur Rückkehr, und erst als dieser zu Ravenna ermordet worden, brach A. zum zweitenmal mit allem Volke nach Italien auf und zwang Rom im I. 409 nach einer harten Belagerung zur Auslieferung seiner Schätze. Als die Gesandten, welche um den Abzug unterhandelten, ihn vor der Verzweiflung des unzählbaren röm. Volkes warnten, erwiederte A. spottend: »Je dichter das Gras, desto leichter das Mähen!« Mit Beute beladen, zog er hierauf mit seinem Heere nach Toscana; da aber der Kaiser Honorius, der sich in dem festen Ravenna aufhielt, alle Friedensbedingungen verwarf, belagerte A. im I. 410 Rom von Neuem und nöthigte die Stadt durch Abschneidung aller Zufuhr zur Übergabe. Den bisherigen Stadtpräfect Attalus ernannte er anstatt des Honorius zum Kaiser und besetzte die ersten Staatsämter mit Gothen. Als aber Attalus sehr bald sich seinem Einflusse zu entziehen versuchte, setzte ihn A. wieder ab, knüpfte neue Unterhandlungen mit Honorius an und rückte, da dieser unversöhnlich blieb, zum dritten Male vor Rom, das er am 24. Aug. 410 mit Sturm nahm und sechs Tage lang plündern ließ. Um sein Volk weiter nach Sicilien und Afrika zu führen, wendete er sich nach Unteritalien, starb aber in der neapolit. Provinz Principato citeriore. Mit einem großen Theile der Schätze des geplünderten Roms ließ der neugewählte Führer der Westgothen seinen Leichnam in dem Flusse Busento begraben, die Gefangenen aber, welche das Grab bereitet, ermorden, damit keiner die Stelle verrathe, wo A. mit seinem Schatze ruhe.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 39-40.
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