Antonius [1]

[93] Antonĭus (Marcus), der Triumvir, von väterlicher und mütterlicher Seite aus berühmten Geschlechtern stammend, wurde 68 v. Chr. geboren. Seiner Ausbildung wegen ging er nach Griechenland, nahm dann Theil am Feldzuge in Syrien und Ägypten und erwarb sich schon in dieser Zeit durch seinen Muth und sein Benehmen gegen die Soldaten die Liebe derselben, mit welcher sie ihm später anhingen allein durch vielfache Ausschweifungen befleckte er seine Jugend. Nach seiner Rückkehr ward er in Rom Volkstribun, nahm Partei für Cäsar gegen den Pompejus und mußte deshalb mit jenem fliehen. Dafür ward ihm von Cäsar, als dieser im Bürgerkriege gegen den Pompejus sich siegreich behauptete, der Oberbefehl über Italien, von wo aus er diesen in der Schlacht bei Pharsalus, im Jul. 48 v. Chr., kräftig unterstützte. Von Neuem überließ er sich hierauf seinen Ausschweifungen und verheirathete sich dann mit Fulvia, der Wittwe des Clodius, die ihn despotisch beherrschte. Obschon ihn Cäsar wegen seiner Lebensweise eine Zeitlang vernachlässigte, ward er doch von ihm 44 v. Chr. zum Mitconsul erwählt. Als Cäsar durch die Republikaner, an deren Spitze Cassius und Brutus standen, gefallen war, brachte er durch eine erhitzende Rede bei der Leiche desselben das Volk auf seine Seite, herrschte einige Zeit unumschränkt, bis er, in seiner Abwesenheit von Cicero angegriffen, vom röm. Senate für einen Feind des Vaterlandes erklärt wurde und, von den neuen Consuln, Hirtius und Pansa, welche Octavian, der Erbe Cäsars, begleitete, besiegt, sich nach Gallien zu flüchten genöthigt sah. In der Schlacht waren auch beide Consuln geblieben und Octavian trat nun allein an die Spitze des Staates. Als gegen [93] ihn A., der sich mit Lepidus, welcher in Gallien commandirte, vereinigt hatte, heranzog, verband sich im Nov. 43 Octavian mit Beiden und alle drei übernahmen als Triumvirn die Regierung des Staats. Eine Menge der vornehmsten Römer wurden hierauf von ihnen geächtet, unter Andern fiel auch Cicero als ein Opfer der Rache des A. Nachdem er hierauf in zwei Schlachten bei Philippi, 42 v. Chr., die republikanischen Heere besiegt und deren Anführer, Cassius und Brutus, aus Verzweiflung zum Selbstmorde gebracht hatte, erhielt er bei der neuen Ländertheilung die morgenländ. Provinzen. Durch die Reize der Kleopatra, Königin von Ägypten, gefesselt, ergab er sich nun der unsinnigsten Verschwendung; das Band der Eintracht mit Octavian aber suchte er durch seine Vermählung mit der Octavia, der Schwester desselben, aufs Engste zu knüpfen. Allein als er, von der Kleopatra dazu vermocht, seine Gemahlin verstieß, benutzte dies Octavian, der längst schon nach der Alleinherrschaft gestrebt hatte, zur Aufreizung des Volkes. A. ward seiner Würde als Consul und Statthalter entsetzt und der Königin Kleopatra der Krieg erklärt. Bei dem Vorgebirge Actium (s.d.) kam es am 2. Sept. 31 v. Chr. zwischen beiden Parteien zur Schlacht; Octavian war Sieger und A. stürzte sich, nach Ägypten zurückgekehrt, in sein Schwert.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 93-94.
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