Pompejus

Pompejus

[531] Pompejus (Cnejus) Magnus oder der Große, einer der berühmtesten Männer des alten Roms, geb. 107 v. Chr., war der Sohn des zwar geschickten, aber seiner Härte und seines Eigennutzes wegen so verhaßten röm. Feldherrn Cnejus Pompejus Strabo, daß dessen Leichnam, nachdem ihn 87 v. Chr. der Blitz getödtet hatte, in die Tiber geworfen wurde.

P. gewann dagegen schon als Jüngling durch sein einnehmendes Benehmen, seine Mäßigkeit, Redlichkeit und Gewandtheit in den Waffen die Zuneigung des Volks. Während des ersten Bürgerkriegs machte er seinen ersten Feldzug unter seinem Vater mit, welcher ein Heer unweit Rom gegen Cinna befehligte und gab glänzende Proben von Geistesgegenwart und entschlossenem Muthe. Durch P. vorzüglich besiegte Sylla (s.d.) die Partei des Cinna und Marius (s.d.), sowol in Italien als auch in Sicilien und in Afrika, wofür er den Beinamen des Großen (Magnus) und einen Triumph zugestanden erhielt, obgleich er nicht das dazu erfoderliche Alter besaß und vorher weder das Amt eines Consuls noch Prätors bekleidet hatte. Als nach Sylla's Tode (78 v. Chr.) der Consul Lepidus die Obergewalt an sich reißen wollte und mit einem Heere gegen Rom anrückte, wurde er von P., welcher es mit dem andern Consul Catulus hielt, besiegt und genöthigt, nach Sardinien zu gehen, wo er starb. Hierauf unterwarf P. dessen Anhänger im cisalpinischen Gallien und in Spanien, wo er aber erst, nachdem der an der Spitze stehende Sertorius 72 v. Chr. durch Mörderhand umgekommen war, zu siegen vermochte. Bei der Rückkehr nach Italien half er noch die seit drei Jahren dauernde Sklavenempörung beendigen, erhielt einen zweiten Triumph zuerkannt und wurde mit Crassus im I. 70 v. Chr. zum Consul gewählt. Seine nächste Waffenthat war die Vernichtung der Seeräuber im mittelländ. Meere, welche ungemein überhand genommen hatten und die P., mit außerordentlicher Gewalt auf drei Jahre bekleidet, mit 600 Kriegsschiffen binnen 40 Tagen zu Paaren trieb, viele Schiffe und ihre festen Plätze eroberte und 20,000 Gefangene machte. Das Vertrauen zu P. wuchs dadurch so sehr, daß ihm mit gleich außerordentlicher Machtvollkommenheit auch der Oberbefehl in Asien und im Kriege gegen den Mithridates (s.d.) übertragen wurde, den er durch seine Siege zur Verzweiflung brachte, sodaß er sich das Leben nahm. Auch Palästina und Syrien machte P. den Römern zinsbar und kehrte nach einer Abwesenheit von sechs Jahren nach Italien zurück, wo man befürchtete, er werde mit seinem Heere nach Rom kommen und die Alleinherrschaft an sich reißen. Allein P. strebte wol nach der Obergewalt über ein freies Volk, aber nicht nach Vernichtung der Freiheit, entließ daher vorher seine Armee und zog als Privatmann unter dem Jubel der Menge in Rom ein, wo er wegen seiner Siege einen dritten Triumph hielt, der zwei Tage dauerte und von der gemachten Beute 20,000 Talente (251/2 Mill. Thaler) in den öffentlichen Schatz niederlegte. Als P. jedoch nach einiger Zeit sah, daß er seine Absicht, den ersten Platz im Reiche als Privatmann zu behaupten, nicht erreichen werde, verband er sich mit dem reichen Crassus und dem an Talenten Allen überlegenen Jul. Cäsar zu gemeinsamer Ausführung ihrer ehrgeizigen Entwürfe, welche Verbindung als das erste Triumvirat in der röm. Geschichte bezeichnet wird. P. vermählte sich noch dazu mit Cäsar's Tochter Julia und so erschien eine Verbindung unauflöslich, deren Einfluß in Rom weder Senat noch Volk zu widerstehen vermochten und die über Ämter und Provinzen nach Willkür schaltete. Nachdem aber Crassus, welcher sich aus [531] Begierde nach den Schätzen des Morgenlandes die Provinz Syrien hatte zutheilen lassen, 53 v. Chr. gegen die Parther gefallen war, erkaltete allmälig die Freundschaft des P. und Cäsar, und da auch Julia um dieselbe Zeit starb, wurden beide zu Nebenbuhlern. Vergebens suchte P. durch Begünstigung der Gegner Cäsar's dem steigenden Einflusse desselben beim Volke entgegen zu arbeiten, welchen derselbe durch seine Siege in Gallien und Britannien gewonnen hatte, allein noch weniger Mittel zum Widerstande waren vorbereitet, als Cäsar (s.d.), die Befehle des röm. Senats nicht achtend, endlich sogar mit einem Theile seines geübten und ihm ergebenen Heeres 50 v. Chr. gegen Rom vorrückte, dessen Vertheidigung dem P. übertragen war. Dieser entfernte sich daher nach Brundusium und ging von da nach Griechenland, wo er mit seinen Anhängern sich erst zur Bekämpfung Cäsar's rüstete, der nun Italien und dann Spanien, die Provinz des P., unterwarf, ehe er diesen selbst in Griechenland angriff, wo er unterdessen ein großes Heer versammelt hatte. Cäsar's Heer war minder zahlreich und erlitt selbst im Anfange einigen Verlust, bevor im I. 48 bei Pharsalus in Macedonien eine Hauptschlacht für Cäsar entschied. P. flüchtete nach der Küste und segelte auf einem Proviantschiffe nach Ägypten, wo er bei dem jungen Ptolemäus Schutz zu finden hoffte, dessen Vater P. wichtige Dienste geleistet hatte. Die für den minderjährigen König regierenden Räthe ließen aber den in einem Kahne mit verrätherischer Freundlichkeit ans Land geholten P. im Angesicht seiner auf dem Schiffe zurückgebliebenen Gattin Cornelia ermorden, um Cäsar einen Dienst zu leisten. Der Kopf wurde vom Körper getrennt, der am Ufer liegen blieb und nachher von einem treuen Freigelassenen und einem röm. Soldaten auf einem kleinen Scheiterhaufen von Schiffstrümmern verbrannt ward. Der wenig Tage nachher anlangende Cäsar, welchem man des P. Kopf darbrachte, wandte sich mit Thränen davon ab, bestrafte die Mörder seines großen Gegners, ließ dessen Haupt feierlich bestatten und errichtete ihm ein prächtiges Denkmal. – Von den [532] beiden Söhnen des P. fiel der ältere, Cnejus, in Spanien, wo er, anfangs mit großem Erfolge, den Krieg wider Cäsar mit seinem jüngern Bruder Sextus erneuerte, welcher nach dessen Tode nach Rom zurückberufen wurde. Er bekam hier das väterliche Vermögen aus dem Staatsschatze erstattet, wurde Oberbefehlshaber der röm. Flotte und der Mittelpunkt der Gegner des neuen Triumvirats des Antonius, Octavius und Lepidus. Im I. 36 vernichtete aber Octavian die Macht des P., welcher zum Antonius flüchtete und auf dessen Befehl 35 v. Chr. in Asien ermordet wurde. – Den Namen der Pompejussäule führt die vorstehend abgebildete Säule, welche südl. von den Mauern von Alexandrien in Ägypten, etwa eine Viertelstunde davon auf einer Anhöhe steht und die höchste Säule in der Welt ist. Sie besteht aus röthlichem Granit, ist aus drei Theilen zusammengesetzt, 88 F. 6 Zoll hoch und hat oben 22 F. 2 Zoll, unten 24 F. 2 Zoll im Umfange. Nur die Vermuthung, daß sie zu dem Denkmale des in dieser Gegend ermordeten Pompejus des Großen gehört habe, mag die Veranlassung zu ihrem jetzt als unrichtig anerkannten Namen gegeben haben und aus der freilich sehr verstümmelten Inschrift scheint vielmehr hervorzugehen, daß sie zu Ehren des röm. Kaisers Diocletian errichtet worden sei; doch sind auch noch andere Vermuthungen über die ursprüngliche Bedeutung derselben aufgestellt worden. Auf der Gipfelfläche der Säule befindet sich eine Vertiefung von zwei Zoll, aus welcher geschlossen worden ist, daß eine Bildsäule oben gestanden habe. Erstiegen wurde die Säule zuerst 1773 von engl. Seeleuten, welche einen Papierdrachen so über dieselbe steigen ließen, daß durch Herabziehen desselben auf der andern Seite der Säule ein daran befestigter Bindfaden quer über das Capitäl zu liegen kam und auf beiden Seiten zur Erde herabhing. Mittels dieses Bindfadens wurde zuerst eine Leine, mittels dieser ein Seil und so endlich eine Strickleiter an der Säule emporgezogen und befestigt, auf welche Art sie seitdem öfter erstiegen wurde.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 531-533.
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