Casernen

[388] Casernen heißen öffentliche Gebäude, welche in Festungen und zu Standquartieren von Truppen bestimmten Orten den Soldaten zur Wohnung dienen. Da sie zur Aufnahme einer großen Anzahl von Menschen bestimmt sind, muß ihre gesunde Lage, Festigkeit und Feuersicherheit vorzüglich berücksichtigt werden; in Festungen aber müssen sie bombenfest sein, weil der Feind sie hauptsächlich zu beschießen suchen wird. Bei Reitercasernen wird das Erdgeschoß des Wohngebäudes, noch besser aber ein angrenzendes besonderes Stallgebäude zu den Pferdeställen benutzt. Geräumige, zu Exercierplätzen brauchbare Höfe, Reitbahnen für Sommer und Winter, gute Brunnen und fließendes Wasser in der Nähe sind unentbehrliche Eigenschaften guter Casernen, welche die Aufsicht über die Mannschaften, die Verpflegung derselben und in großen Städten den Dienst im Allgemeinen erleichtern, auch zur Erhaltung des militairischen Geistes wesentlich beitragen. Schon die alten Römer erkannten diese Vortheile, und erbauten deshalb in Rom, wie in den eroberten Ländern, für ihre Legionen Casernen, welche in den Städten Castra hießen, und von denen noch hin und wieder Ruinen vorhanden sind. Bevor indessen zu Ende des Mittelalters die stehenden Heere wieder üblich wurden, machte sich das Bedürfniß von Casernen nicht fühlbar, nachdem aber Ludwig XIV. bald nach Antritt seiner Regierung Casernen für sein Fußvolk anlegen ließ, wurde man auf die Vorzüge der Casernirung der Truppen, wie man ihr Unterbringen in Casernen zum Unterschiede von ihrer Einquartierung in Bürgerhäuser nennt, wieder aufmerksam und seitdem sind fast in allen Staaten Casernen für alle Waffengattungen erbaut worden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 388.
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