Dotter

[587] Dotter (der) ist eine in Deutschland an vielen Orten wild wachsende Sommerpflanze, welche aber ihres dem des Rübsen und Rapses ähnlichen ölreichen Samens wegen nicht selten angebaut, und weil sie oft als Unkraut im Flachse vorkommt, auch Flachs- und Leindotter, sowie von der Verwendung des Samens zu Vogelfutter Finkensamen genannt wird. Der Dotter kann vom Apr. bis Johannis und nach jeder Frucht gesäet werden, welche den Boden nicht kraftlos hinterläßt, erschöpft jedoch selbst das Land sehr, worauf bei der folgenden Bestellung zu achten ist. Sandiger Lehmboden ist ihm der willkommenste, allein er gedeiht auch in jedem andern, wenn er nur nicht zu naß und zähe ist, wie denn auch trocknes, warmes Wetter ihm besonders zusagt. Die Reise erfolgt binnen 12–14 Wochen und das Einbringen muß vor der völligen Reise und mit Vorsicht geschehen, weil sonst aus den Schoten zu viel Samen verloren geht. Dieser liefert von höchstens fünf Maß ein Maß hellgelbes, sehr fettes Öl, das in gewöhnlichen Lampen langsam mit viel Ruß brennt, aber auch zu Firnissen brauchbar ist, weil es leicht trocknet. Das Stroh fressen die Schafe gern, die Spreu gibt ein gutes Futter für Schweine, die Ölkuchen haben jedoch als Futter wenig Werth. Vor dem Rübsen- und Rapsbau dürfte der Dotter nur den Vorzug verdienen, wo die Winter den Ertrag jener Ölsaaten häufig gefährden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 587.
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