Feuerkugeln

[32] Feuerkugeln, sonst auch als Gegenstand des Aberglaubens fliegende Drachen genannt, sind feurige Massen, welche zuweilen am Himmel erscheinen, mit großer Geschwindigkeit sich bewegen, einen glänzenden Streif hinter sich lassen, und entweder spurlos verschwinden oder mit großem Geräusch zerplatzen und Steinmassen herabfallen lassen. (S. Meteorsteine.) Ihr Auftreten ist unabhängig von Tageszeit, Jahreszeit und Witterung; die Höhe, in welcher sie auftreten, und die sich aus der Landstrecke, in welcher sie sichtbar sind, berechnen läßt, sehr verschieden. Die höchsten scheinen ungefähr 100 M. über der Erde sich zu bewegen, doch kommen sie bei ihrer Bewegung der Erde immer näher. Auch ihre Größe hat man zu berechnen gesucht, und z.B. den Durchmesser einer 1783 erschienenen auf 2500 F. berechnet. 1790 erschien im südl. Frankreich eine Feuerkugel, die größer und heller als der Vollmond war und einen nach der Spitze abnehmenden hellen Streif hinter sich ließ. Sie zersprang bald in mehre Stücke, welche nach der Erde herabfielen, indem sie allmälig verloschen. Nachher (denn der Schall brauchte einige Zeit, um sich vom Orte des Platzens bis zur Erde fortzupflanzen) hörte man ein dem Donner ähnliches Getöse, welches die Gebäude erschütterte, wie bei einem Erdbeben. Bald darauf erfuhr man von einem Steinregen. Die Steine hatten alle ein schlackenartiges Ansehen, einige wogen 18–50 Pfund, und [32] sie waren über einen etwa 2 M. langen kreisförmigen Fleck wenig bebauten Haidelandes zerstreut. Die Erklärung dieser interessanten Meteore ist auf verschiedene Weise versucht worden; nicht unmöglich ist es, daß diese glühenden Massen im Weltenraum auf ähnliche Weise sich gebildet haben und bewegen, wie die Planeten und Kometen, und daß sie, in die Nähe der Erde kommend, von dieser angezogen und durch die Beschaffenheit der Erdatmosphäre zum Zerspringen bestimmt werden.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 32-33.
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