Firnisse

[45] Firnisse sind Flüssigkeiten, welche, in dünnen Schichten aufgetragen, an der Luft alsbald zu glänzenden, harten, der Luft, dem Lichte und der Feuchtigkeit widerstehenden Überzügen erstarren. Gewöhnlich sind sie Auflösungen von Harzen, namentlich Bernstein, Kopal, Dammar, Schellack, Terpenthin, Kolophon, Mastix, Sandarak, Asphalt in Öl (Ölfirnisse) oder Weingeist (Weingeistfirnisse). Auflösungen von arab. Gummi, Traganth oder Candiszucker in Wasser, Eiweiß und gereinigter Ochsengalle werden Wasserfirnisse genannt und angewendet, um neuen Gemälden einen vorübergehenden Glanz zu ertheilen. Das Auflösungsmittel der Essenzfirnisse ist ätherisches Öl. Zu Ölfirnissen wird namentlich Leinöl, woraus durch Kochen die wässerigen und schleimigen Beimischungen entfernt werden, genommen und bildet so, mit Ruß vermischt, die Buchdruckerschwärze. Da der Weingeist und die ätherischen Öle leicht verdunsten, so haben die aus ihnen bereiteten Firnisse den Vorzug vor den Ölfirnissen, daß sie schneller und leichter trocknen. Unter Lackfirnissen oder Lacken versteht man meistens solche Firnisse, welche nach dem Trocknen einen rindenartigen Überzug bilden, der durch Schleifen und Glätten einen hohen Glanz annimmt. Eine Art Firniß ist auch die Politur, welche zur Verschönerung der Möbel angewendet wird. Man bedient sich der Firnisse bekanntlich, um Holz-, Leder-, Papier-, Horn-, Papp- und Papierwaaren u.s.w. einen schönen und dauerhaften Glanz zu ertheilen, und nach der Verschiedenheit der Substanzen, aus welchen diese Waaren bestehen, müssen auch verschiedene Firnisse angewendet und die Waaren selbst auf passende Weise vorbereitet werden. Zuweilen werden die Firnisse durch Zusatz von verschiedenen Farbestoffen gefärbt. Vorzüglich bedient man sich des sogenannten Maler- oder Retouchirfirnisses zum Überziehen der Gemälde. Er besteht aus gleichen Theilen Ölfirniß und Mastix oder Dammar. Um Kupferstiche und farbige Zeichnungen zu überziehen, erhält man einen schönen Firniß, der sich mit Wasser und Seife reinigen läßt, aus zwei Theilen gereinigten Sandarak, zwei Theilen Mastix in Körnern oder weißen venet. Terpenthin und 10 Theilen Weingeist.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 45.
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