Flaschenzug

Flaschenzug
Flaschenzug

[52] Flaschenzug oder (griech.) Polyspast ist der Name eines mechanischen Werkzeugs, welches dazu dient, große Lasten mit einem verhältnißmäßig geringen Aufwande von Kräften in die Höhe zu heben, dessen Erfindung man dem berühmten griech. Mathematiker Archimedes (s.d.) zuschreibt.

Der gemeine Flaschenzug besteht aus zwei Fassungen oder Flaschen, wie die Abbildung I zeigt, von denen die obere fest, die untere dagegen beweglich ist. Jede Fassung ist zusammengesetzt aus zwei, gewöhnlich eisernen Schienen, zwischen denen sich zwei, drei oder mehre Rollen umdrehen, durch deren Mittelpunkt starke eiserne Achsen gehen, die in Lagern innerhalb der Schienen sich bewegen. Die Rollen sind in ihrem Umfange etwas eingesenkt, um ein Seil bequem aufnehmen zu können. Dies Seil ist nun um die Rollen beider Flaschen folgendermaßen geschlungen. Die Schienen jeder Flasche gehen in einen starken eisernen Haken aus; an dem Haken des obersten Flaschenzugs ist das Seil befestigt, ist dann erst um die oberste Rolle der untern Flasche, dann um die unterste Rolle der obersten Flasche, ferner um die zweite Rolle der untern, nachher wieder um die zweite Rolle der obern Flasche, und so fort bis zur letzten Rolle der obern Flasche geschlungen. Gegen das Ende K dieses Seils wirkt nun die hebende Kraft, während an dem Haken der untern Flasche die zu hebende Last befestigt ist. Die Rollen sind von abnehmender Größe, damit die nebeneinander gehenden Stücke des Seils, ohne sich aneinander zu reiben, neben einander liegen können. Man hat auch Flaschenzüge, wo die Rollen nicht übereinander, sondern nebeneinander liegen, in welchem Falle die Rollen von gleicher Größe sein können. Je größer die Anzahl der Rollen ist, desto geringer braucht die Kraft im Verhältniß zur Last zu sein, weil nach den Gesetzen der Mechanik die Kraft nur um Weniges größer als die Last, dividirt durch die Anzahl der Rollen, zu sein braucht. Die Anwendung des Flaschenzugs ist aber beschränkt durch die Reibung des Seils an den Rollen und durch den Umstand, daß bei zu vielen Rollen das Seil leicht in Verwirrung geräth. Der Potenzflaschenzug unterscheidet sich von dem gemeinen dadurch, daß, wie die Abbildung II zeigt, jede Rolle einzeln für sich ist und an jeder an zwei von ihrem Mittelpunkte ausgehenden und um diesen beweglichen Schienen ein Haken angebracht ist. Am Haken der untersten Rolle hängt die Last und um diese Rolle schlingt sich ein Seil, welches bei A befestigt ist; das andere Ende dieses Seils ist an dem Haken der zweiten Rolle befestigt, um welches sich ein zweites bei [52] B und an dem Haken der dritten Rolle befestigtes Seil schlingt, und so geht es fort bis zur letzten Rolle V, welche oberhalb befestigt ist und über welche das letzte Seil so geschlungen ist, wie die Abbildung zeigt, daß bei K die hebende Kraft angebracht werden kann.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 52-53.
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