Füllhorn

[127] Füllhorn, ein mit Blumen, Kränzen, Früchten, auch wol mit Geld, Kronen, Ehrenketten und dergl. gefülltes Horn, daher das Horn des Überflusses. Gewöhnlich hat es eine gewundene Form. Die Römer und Griechen legten dasselbe verschiedenen ihrer Götter, z.B. der Fortuna, Flora (s.d.) u.a. als Zeichen des Reichthums ihrer Gaben bei. Ueber den Ursprung des Füllhorns erzählten die Alten verschiedene Fabeln. Nach Einigen kämpfte der Flußgott Achelous (in Griechenland) mit dem Hercules (s.d.) um den Besitz der schönen Dejanira, seiner Braut, und verlor nicht nur die Geliebte, sondern auch eins seiner Hörner, aus welchem dann die Nymphen das Horn des Überflusses machten. Sonst wird dasselbe auch das Horn der Amalthea genannt. So hieß nämlich die Ziege, welche auf der Insel Kreta den Jupiter (s.d.) säugte, als ihn seine Mutter aus Furcht vor dem gefräßigen Vater hier verbarg. Jupiter schenkte später dieses Horn mit dem Segen des Überflusses den Töchtern des Melissus, Königs von Kreta, welche [127] seiner Mutter Rhea in der Stunde der Geburt beigestanden hatten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 127-128.
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