Gelbes Fieber

[171] Gelbes Fieber, schwarzes Erbrechen, auch americanischer Typhus genannt, bezeichnet ein eigenthümliches Fieber galliger, nach Andern nervöser Art, das bei uns nicht, desto öfter dagegen in den Küstengegenden der nordamerikanischen Freistaaten, auf den Inseln Westindiens und zuweilen auch in den südl. Ländern Europas, namentlich an den Küsten Spaniens und Italiens vorkommt und hauptsächlich durch klimatische Einflüsse, besonders eine sehr heiße und zugleich feuchte Atmosphäre und die Ausdünstungen eines sumpfigen Bodens oder faulender Stoffe erzeugt, aber auch durch Ansteckung weiter verbreitet wird. So mild und gutartig die Krankheit öfters verläuft, so bösartig und mörderisch wird sie unter gewissen Umständen. Beweise davon liefern die furchtbaren Epidemien, die noch in neuerer Zeit an den östlichen Küsten Nordamerikas und Spaniens gehaust haben. Das gelbe Fieber zeichnet sich, wie alle Nervenfieber, durch eine große Mannichfaltigkeit und Veränderlichkeit der einzelnen Krankheitserscheinungen aus, von denen die gelbe Färbung der Haut (von der die Krankheit den Namen hat) und das schwarze Erbrechen noch zu den beständigsten gehören. Es gibt fast kein Organ, insbesondere kein Eingeweide des Körpers, welches nicht in den Bereich der Krankheit gezogen würde. Von den Verwüstungen, welche das gelbe Fieber seit seinem ersten Erscheinen zu Ende des 15. Jahrh. bis auf unsere Zeiten unter dem Menschengeschlecht angerichtet hat, mag man sich eine Vorstellung machen, wenn man bedenkt, daß bis zum Jahre 1820 nach einer ungefähren Berechnung 274 Epidemien desselben stattgefunden haben. Unter denen der neueren Zeit waren besonders die mörderisch, welche in den Jahren 1798, 1804 und 1821 in Spanien herrschten. Im letztgenannten Jahre starben allein in Barcelona über 20,000 Menschen, in Tortosa noch vor Ablauf eines Monats zwei Drittheile der Bevölkerung. In gleichem Maße wüthete die Krankheit in den vereinigten Staaten Nordamerikas, besonders zu Neuyork und Philadelphia.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 171-172.
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