Indifferentismus

[442] Indifferentismus bezeichnet im Allgemeinen den Zustand der Gleichgültigkeit und Unempfindlichkeit. Er bezieht sich theils auf sinnliche Gegenstände, – Gleichgültigkeit gegen Luft und Schmerz – theils auf geistige Gegenstände. In der letztern Beziehung ist er die entweder erzwungene und dann zuweilen klug berechnete, nur scheinbare Gleichgültigkeit gegen gewisse geistige Interessen, welche die Mehrzahl der Menschen, auf dem Gebiete der Politik, der Religion, der Wissenschaft, der Kunst u.s.w. zu Parteimeinungen und Leidenschaften aufregt. Da der Mensch durch die Bildung zu einem höhern Standpunkte erhoben wird, von welchem aus er Vieles als wohlgeordnetes Ganze erkennt, welches, von einem niedrigern Standpunkt betrachtet, verwirrt und widerspruchsvoll erscheint, auch seinem Geiste sich erhabenere Interessen erschließen, als die des großen Haufens sind, so ist häufig den Gebildeten von den geistig niedriger Stehenden mit Unrecht der Vorwurf des Indifferentismus gemacht worden. Wenn jedoch die großartigen Interessen des Geistes in Wahrheit den Menschen unberührt lassen und er ohne Theilnahme für religiöses, politisches und wissenschaftliches Leben nur den sinnlichen Genüssen nachgeht, so verdient er allerdings den Vorwurf der Niederträchtigkeit und Gemeinheit. – Am Magnet nennt man Indifferenz punkt denjenigen Punkt, in welchem keine Art von magnetischer Wirksamkeit auftritt. (Vgl. Magnet.)

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 442.
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