Kunstfeuer

[680] Kunstfeuer nennt man die verschiedenen Arten von Vorrichtungen mit explodirenden Substanzen, welche beim Abbrennen entweder durch eine besondere Wirksamkeit oder durch den Anblick, welchen sie gewähren, sich auszeichnen. Sie sind demgemäß theils für die Ernstfeuerwerkerei, theils für die Lustfeuerwerkerei bestimmt. Jene, die Ernstfeuer, werden theils, wie die Granaten, Carcassen, Brandkugeln, Bomben, Leuchtkugeln, aus Geschützen geworfen, theils, wie die Pechkränze, Brandtücher, Pechfaschinen, Sturmfässer, Pulversäcke, mit der Hand an den Ort gebracht, wo sie explodiren sollen. Noch hat man eine Art von Ernstfeuern, welche, wie die Schlagröhren und Lichter, nur zum Zünden der Geschütze gebraucht werden. Lustfeuer sind die Raketen, Leuchtkugeln, Räder, Frösche, Kanonenschläge u.s.w., und dieselben bestehen im Allgemeinen aus einer Hülse von starkem doppelten Papier, in welche der Satz, eine Mischung von Schwefel, Salpeter und Kohle, eingeschlagen wird, und der Versetzung oder Garnitur, einer Menge kleinerer Feuerwerkskörper, welche von den größern zuletzt ausgeworfen werden. Um dem Feuer eine gewisse Farbe zu geben, bedient man sich gewisser Zusätze. So erzeugt ein Zusatz von salpetersaurem Baryt ein grünes, von Kupferoxyd ein blaues, von Zinnober und Kolophonium ein rothes, von Antimonium ein weißes Feuer und zerstoßenes Glas, zerstoßenes Gußeisen oder Feilspähne geben eine helle, glänzende Flamme, während Harze, Pech und Zucker die Heftigkeit des Feuers verstärken, Kien- und Terpenthinöl dieselbe mäßigen. Ein ganz farbloses, das sogenannte indische oder bengalische Feuer erhält man, wenn man ein Gemenge von 24 Theilen Salpeter, 7 Theilen Schwefelblumen und 2 Theilen Realgar genau mischt und entzündet.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 680.
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