Pech

[433] Pech heißt das gereinigte und zu einer gewissen Dichtigkeit eingekochte Harz der gemeinen Kiefer (daher Pechbaum [433] genannt), der Fichten und Tannen. Das weiße oder gelbe Pech erhält man aus dem nach dem Harzscharren (s. Harze) gesammelten Harze, indem man dasselbe in einem großen Kessel über gelindem Feuer schmelzen läßt und endlich unter beständigem Umrühren ins Sieden bringt, wobei aber die Öffnung des Kessels von der Feuerung gänzlich abgesperrt sein muß, damit sich die Harzmasse nicht entzünden kann. Dabei werden die oben aufschwimmenden Unreinigkeiten, nachher das klare Harz abgeschöpft und letzteres auf kleine hölzerne Tonnen gefüllt, oder es hat der Kessel unten einen Abfluß, wo das Geschmolzene ausfließt und durch Stroh filtrirt wird. Auch füllt man das geschmolzene Harz, sowie den im Kessel bleibenden Bodensatz in grobe hänfene oder Drahtsäcke und preßt das Ganze aus. Der nach dem Pressen bleibende Rückstand heißt Harz- oder Pechgriefe und wird beim Kienrußbrennen benutzt. Das schwarze oder Schiffspech wird meist durch Abdampfen und Sieden des Theers (s.d.) erhalten, bis derselbe beim Erkalten gerinnt, und die Anstalten und Gebäude, wo Pech im Großen bereitet wird, heißen Pechhütten. Das meiste Pech wird in Schweden, Rußland und Nordamerika gewonnen, allein auch in Deutschland wird auf dem Thüringer-und Böhmerwalde, im Schwarzwalde und Harz, sowie in andern Gegenden viel bereitet. Benutzt wird dieses Erzeugniß zum Auspichen der Schiffe, Fässer und vieler anderer großer und kleiner Gegenstände, welche damit gegen die zerstörende Einwirkung und das Eindringen des Wassers geschützt werden sollen; zum Verpichen von Flaschen, zum Schwärzen des Eisens, als Zusatz zu Siegellack und Pflaster, zum Wichsen der Hanffäden vom Schuhmacher und andern Lederarbeitern. Aus altem, mit geschmolzenem Pech getränktem Tauwerk und grobem Werg verfertigt man Pechfackeln, die nachher mit grobem Wachs überzogen werden, die verrufenen Pechkränze aber sind mit Lunte umwickelte, in Pech getauchte und mit Mehlpulver und Schwefel bestreute Reisen, welche im Kriege angewendet werden, um Häuser oder andere Gegenstände, an denen sie befestigt und angezündet werden, schnell in Brand zu stecken.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 433-434.
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