Wachs

[632] Wachs (das), ein bekannter, fettiger Stoff, welcher aber keine Ölsäure enthält, wie die Fettarten, und aus chemischer Verbindung des Cerin und des Myricin, zweier den Harzen entfernt ähnlicher Stoffe besteht, wird sowol von den Bienen bereitet, wie das bei uns gewöhnliche und daher Bienenwachs genannte, kommt aber auch mit ganz ähnlichen Eigenschaften im Pflanzenreiche vor. Dieses Pflanzen- oder vegetabilische Wachs sieht blaßgrün aus und ist in den Beeren des nordamerik. Wachsstrauches (Myrica cerifera, pensylvanica) und den Früchten einiger in Brasilien und in Afrika heimischer Bäume enthalten, aus denen es durch Aufsieden in Wasser gewonnen wird; auch von einer Palmenart liefert die Rinde Wachs, welches Palmenwachs heißt. Hier wird vorzugsweise vom Bienenwachs die Rede sein, welches diese Insekten zum Bau ihrer Honigzellen verwenden. Sie bereiten dasselbe, nicht wie man sonst annahm, aus dem Blumenstaube, sondern die süßen Säfte der Pflanzen sind ihnen dazu unentbehrlich, und es wird von ihnen, nachdem es sich in ihrem Wachsmagen abgeschieden hat, zwischen den Ringen ihres Hinterkörpers in Form weißer, zarter Blättchen ausgeschwitzt. Die Blättchen nehmen und bearbeiten sie dann mit ihren Füßen und bilden daraus ihre sechseckigen Zellen, in denen sie theils den gesammelten Honig verwahren, theils ihre Brut erziehen. Sie bekommen deshalb noch einen innern Überzug, welcher nach dem Ausschlüpfen der Brut zurückbleibt und von dem das Wachs gereinigt werden muß. In den Bienenzellen ist es nicht immer von einer Farbe, sondern mehr und minder gelb, nur das aus Linden- und Rübsenblüten bereitete und das der jungen Bienen sieht beinahe weiß aus und wird Jungfernwachs geheißen. Zum [632] Verkauf und Verbrauch wird das Wachs aus den geleerten Honigwaben bereitet, indem dieselben mit lauem Wasser wiederholt ausgewaschen und dann in einem über die Hälfte mit Wasser gefüllten Kessel unter beständigem Umrühren geschmolzen werden. Das Geschmolzene wird durch einen leinenen Sack oder den durchlöcherten Boden eines Holzgefäßes getrieben, das Schmelzen und Durchseihen noch ein oder zwei Mal wiederholt und zuletzt das erhaltene reine Wachs in Formen, tiefe Schüsseln u. dergl. gegossen, in denen man es erkalten läßt; ein solches Stück heißt dann ein Wachsboden. Es besitzt stets eine gelbe Farbe und einen angenehmen, eigenthümlichen Geruch, wird aber sehr oft durch Beimengung von Bohnen-, Erbsen- und Kartoffelmehl, weißen Sand und Talg verfälscht. Man erkennt dies leicht am Geruch und Ansehen und wenn man etwas davon verbrennt, wo bei reinem Wachse nichts, beim verfälschten eine stinkende Kohle zurückbleibt. Das gelbe Wachs verwandelt man durch Bleichen an der Sonne und Luft in weißes, zu welchem Zwecke es vorher in bandähnliche Streifen gegossen (gebändert) wird, was über eine nasse und umlaufende Walze geschieht. Diese werden dann auf der Wachsbleiche auf Leintücher ausgebreitet und von Zeit zu Zeit gewendet, bis die färbenden Theile verflogen sind, wobei auch der eigenthümliche Geruch verloren geht. Zuletzt wird es nochmals zusammengeschmolzen, durchgeseihet und in große Stücke gegossen. Bunt gefärbt wird weißes Wachs, indem man es geschmolzen mit dem in Öl abgeriebenen Farbestoffe zusammenrührt. Benutzt wird das Wachs zu Wachskerzen und Lichtern von den größten (Altarkerzen) und kleinsten Arten, zu Wachsstöcken, zum Siegeln, zu Baumwachs, Salben und Pflastern, zur Malerei (s. Enkaustik) und vielen andern Zwecken. In den Handel kommt es vorzüglich aus dem östl. Europa, aber auch in den Rheingegenden, in Frankreich, im nördl. und westl. Afrika wird viel gewonnen. – Wachsbildnerei und Wachsbossiren heißt die Kunst, aus Wachs Früchte, anatomische Präparate und andere Gegenstände, sowie sogenannte Wachsfiguren zu formen, an denen aber nur Kopf und Hände und überhaupt die nicht bekleideten Theile aus Wachs zu bestehen pflegen. Dergleichen Figuren stellen gewöhnlich merkwürdige Personen vor und Sammlungen von dergleichen werden Wachsfigurencabinete genannt, deren Besitzer damit häufig umherziehen und sie für Geld sehen lassen. Sie sind in der Regel nach dem Leben angemalt und bekleidet, zuweilen selbst beweglich und dann um so mehr nur für die gemeine Schaulust berechnet. – Wachspapier ist mit gelbem oder weißem Wachse getränktes Schreibepapier, welches zum luftdichten Verschlusse der Öffnungen von Gefäßen, zum Einhüllen flüchtiger und leicht Feuchtigkeit anziehender Stoffe, und weil es sehr durchscheinend ist, auch zum Durchzeichnen benutzt wird. – Wachsperlen sind aus weißem Wachs verfertigt und mit Fischleim überzogen. (S. Perlen.) – Wachstaffet ist mit Wachsfirniß überzogene Leinwand oder Taffet, und wird zum Umhüllen von Rheumatismus und Gicht ergriffener, sehr empfindlicher Theile benutzt, welche keine wollene Bekleidung dulden, um sie gegen den Einfluß von Kälte und Nässe zu sichern und die Ausdünstung derselben zu vermehren. Namentlich ist der vom Premierlieutenant Schütz in Nürnberg verfertigte, daher Schützische Wachs- oder Gesundheitstaffet zum obigem Gebrauche zu empfehlen. Der gewöhnliche Wachstaffet dient zum Verpacken und Überziehen von Gegenständen, welche man gegen den Einfluß der Nässe schützen will, gleich der sogenannten Wachs leinwand, oder dem Wachstuch, einer locker gewebten hanfenen oder flächsenen Leinwand, welche von der untern Seite mit einem Kleistergrunde, von der andern mit einem farbigen Leinölfirniß ein oder mehre Mal überzogen, jetzt auch bunt gedruckt wird und in den feinern Sorten zu allerlei häuslichen Zwecken, z.B. Tapeten, Fußteppichen, Tischbekleidungen u.s.w., Verwendung findet. Ihren Namen hat sie noch von sonst, wo man Wachsfirnisse dazu verbrauchte.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 632-633.
Lizenz:
Faksimiles:
632 | 633
Kategorien: