Kutusoff

[685] Kutŭsoff (Golenisschtscheff), Fürst Smolenskoi, russ. Feldmarschall, wurde 1745 geboren und trat 1759 in russ. Kriegsdienste. Nachdem er schon 1764–69 gegen die Polen und dann gegen die Türken gekämpft hatte, zeichnete er sich namentlich bei der Erstürmung von Schumla und nachher bei der Verfolgung des Kosacken Pugatscheff aus, welcher sich für den Zar Peter III. ausgab. Im Jahre 1787 wurde er Generalgouverneur der Krim und im folgenden Jahre kam er bei der Belagerung von Oczakow um das rechte Auge. Dennoch zeichnete er sich schon in den nächsten Jahren während des türk. Krieges durch unerhörte Tapferkeit aus, wurde zum Generallieutenant ernannt und leitete endlich zur höchsten Zufriedenheit der russ. Regierung die Friedensunterhandlungen mit der Türkei. Auf kurze Zeit ging er 1793 als russ. Gesandter nach Konstantinopel, kämpfte dann wieder in Polen und war 1794 bei dem Sturme von Praga. Als Generalcommandant von Finnland, dann als Generalgouverneur von Lithauen beschäftigte er sich angelegentlich mit den Kriegswissenschaften. In der Zwischenzeit war er kurze Zeit Gesandter zu Berlin. Hierauf ward er Chef des Cadettencorps, 1801 Generalgouverneur von Petersburg, und 1805 übernahm er den Oberbefehl über das erste russ. Armeecorps im Kriege gegen die Franzosen. Er hielt die gegen Östreich siegreichen Franzosen auf, schlug sie bei Dürnstein und befehligte bei Austerlitz, wo er verwundet wurde, das vereinigte russ. Heer. Im J. 1811 übernahm er den Oberbefehl über das gegen die Türken kämpfende russ. Heer und führte 1812 den Frieden zu Bukarescht herbei. Obschon bereits fast 70 Jahre alt, führte er hierauf 1812 doch ruhmvoll den Oberbefehl im russ.-franz. Kriege und siegte über Davoust und Ney bei Smolensk. Zum Andenken an diesen Sieg erhielt er vom Kaiser Alexander den Beinamen Smolenskoi. Indeß waren die Kräfte des heldenmüthigen Greises erschöpft; nachdem er noch 1813 von Kalisch aus den begeisterten Aufruf zum Kampfe gegen den franz. Kaiser erlassen hatte, starb er am 28. Apr. 1813 zu Bunzlau in Schlesien, wo ihm auf dem Marktplatze ein Denkmal errichtet worden ist. Der russ. Kaiser ehrte das Andenken des Verstorbenen, indem er dessen Witwe, und nachdem auch diese gestorben war, dessen fünf Töchtern eine jährliche Pension von 86,000 Rubeln ertheilte.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 685.
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