Niger

[293] Niger (der). Lange Zeit gab es Nachrichten von einem großen. Flusse im innern Afrika, den man Niger nannte, ohne etwas Zuverlässiges über seinen Ursprung, seinen Lauf und seine Mündung zu wissen. Nach den Zeugnissen der Alten sollte er von W. nach O. fließen und mit dem Nil in Verbindung stehen, und Mungo Park (s.d.), welcher den Niger in dem Djoliba aufgefunden zu haben glaubte, wies ihm dieselbe Richtung seines Laufes an, fand jedoch bei versuchter genauer Verfolgung desselben, sowie seine wenig glücklichern Nachfolger Denham im J. 1824, Laing im J. 1826 und Clapperton (s.d.) den Tod. Einem Begleiter des Letztern, Richard Lander (s.d.), gelang es endlich 1830, nähere zuverlässige Entdeckungen über den Djoliba zu machen, welchen übrigens Manche keineswegs für den Niger der Alten, sondern diesen vielmehr für den westl. Hauptzufluß des Nils oder auch für den Nil selbst halten. Der Djoliba oder das große Wasser entspringt nämlich 1542 F. über dem Meere im Konggebirge am Berge Loma, etwa 50 M. östl. vom Vorgebirge Sierra Leona an der westafrik. Küste und strömt nordöstl. bis Timbuctu. Nur so weit ist sein Lauf durch europ. Berichte festgestellt; nach den eingezogenen, übereinstimmenden Erkundigungen aber nimmt er nun eine südöstl. Richtung und ist derselbe Strom, welchen man 90 M. nördl. von der Bai von Benin an der Küste von Oberguinea als Quorra kennt. Von hier strömt er mit wechselnd südl. und südöstl. Richtung, anfangs viele Werder bildend, oft über eine deutsche Meile breit, dann durch eine Reihe Klippen und Untiefen bis Kirri, wo er in eine tiefe, von vielen Mündungsarmen durchschnittene Küstengegend eintritt, welche im östl. Theile des Meerbusens von Guinea unter den Namen Benin oder Formosa, Alt-Calabar, St.-John, Nun und mehren andern ins Meer fallen, von denen aber blos der letztere von den Brüdern Lander selbst befahren worden ist.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 293.
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