Pasquill

[423] Pasquill, Schmähschrift, auch Libell (s.d.) wird eine Schrift gleichviel von welchem Umfange genannt, in welcher wider Jemand eine Anklage, Beschuldigungen, Schmähungen oder Spott in der Absicht auf ehrenrührige Weise ausgesprochen werden, um seinen guten Namen zu verletzen. Ein Urheber solcher Schmähschriften heißt Pasquillant und unterliegt gleich Dem, welcher Jemand durch bildliche Darstellungen verunglimpft, wenn er entdeckt wird, einer den besondern Umständen angemessenen Strafe. Die Benennung Pasquill rührt wie der Ausdruck Pasquinade, welcher jedoch einen mildern Sinn hat und blos im Allgemeinen einen witzigen und spöttischen oder satirischen Einfall bedeutet, von einem daran fruchtbaren Schuhflicker Pasquino her, welcher vor 400 Jahren in Rom lebte. Kurz nach seinem Tode ward in der Nähe seiner gewesenen Wohnung eine sehr verstümmelte Bildsäule ausgegraben und aufgestellt, der alsbald das Volk den Namen Pasquino beilegte und an die seitdem oft Zettel mit Satiren auf Tagesbegebenheiten angeheftet und damit gleichsam dem verstorbenen Pasquine zugeschrieben wurden.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 423.
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