Peel

[435] Peel (Sir Robert), geb. 1788, einer von den talentvollsten unter den lebenden engl. Staatsmännern und den vorzüglichern Rednern des Unterhauses, gehört seiner jüngsten politischen Ansicht nach den gemäßigten Tories an und ist der älteste Sohn des vom Ertrage großer Baumwollfabriken reich gewordenen, 1801 zum Baronet ernannten und 1830 mit Hinterlassung von 21/2 Mill. Pf. Sterl. gestorbenen Robert P. Der Einfluß dieses, auch durch patriotische Opfer bekannten Mannes, der z.B. einmal 10,000 Pf. Sterl. allein zu den Kriegskosten gegen Frankreich unterzeichnete, verschaffte seinem Sohne schon 1809 einen Sitz im Unterhause und begünstigte dessen Beförderung im Staats dienste. P. wurde nämlich 1810 bereits Unterstaatssecretair für die Colonien, 1812 erster Secretair für Irland und 1822 Minister des Innern, legte aber sein Amt 1827 nieder, als Canning (s.d.) an die Spitze des Ministeriums berufen wurde, dessen freisinnige Absichten P. nicht theilte. Im Jan. 1828 übernahm er jedoch dasselbe Ministerium von Neuem und sah sich im März 1829 gezwungen, nachdem er bisher den strengsten Ansichten der Tories beigepflichtet und sich wiederholt der Aufhebung der Rechtsbeschränkungen der Katholiken in Großbritannien und Irland auf das entschiedenste widersetzt hatte, diese Maßregel oder die Emancipation der Katholiken selbst ausführen zu helfen. Nachdem P., der als Minister viel für Vereinfachung der Strafgesetzgebung gethan, auch die neue Policei in London einführte, im Nov. 1830 sein Amt abermals niedergelegt hatte, bestritt er die vom Grafen Grey unternommene Parlamentsreform (s. Großbritannien) auf das heftigste. Da jedoch die Durchführung derselben unabweislich schien, verweigerte P. mit ehrenwerther Offenheit bei der im Mai 1832 beabsichtigten, aber nicht zu Stande gekommenen Veränderung des engl. Ministeriums die Übernahme eines Amtes, weil sie nur unter Zustimmung zu der von ihm bekämpften Vorschläge möglich war. Als hierauf Verschiedenheit der Meinungen über die mit den irländ. kirchlichen Verhältnissen vorzunehmenden Verbesserungen im Nov. 1834 zur Auflösung des engl. Ministeriums führte, ward P., der grade in Italien weilte, an die Spitze des neuen berufen, was aber am 8. Apr. 1835 schon wieder abdankte, weil das Parlament den Beschluß faßte, kein Gesetz über die Zehnten in Irland anzunehmen, worin nicht die Verwendung des von besserer Vertheilung der kirchlichen Einkünfte zu hoffenden Überschusses auch für nicht kirchliche Zwecke ausgesprochen wären. P. hat seitdem im Unterhause mit zunehmender Mäßigung an der Berathung der neuen Gemeindeverfassung für Schottland und England und der irländ. Angelegenheiten Theil genommen und sich im März 1839 sogar mit der von den strengen Tories durchaus verworfenen Verbesserung der Gemeindeverfassung in Irland einverstanden erklärt, obgleich er über die Ausdehnung derselben den Ministern nicht ganz beipflichtet. Wie groß sein auf Erfahrung gestütztes politisches Ansehen ist, sprach sich bei dem ihm am 12. Mai 1838 gegebenen Festmahle aus, welchem 313 mit ihm damals übereinstimmende Mitglieder des Unterhauses beiwohnten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 435.
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