Pflug

Pflug
Pflug

[481] Pflug (der) gehört bei der Feldbestellung im Großen zu den wichtigsten landwirthschaftlichen Werkzeugen, indem die Bearbeitung des Bodens mit demselben, das Pflügen oder Ackern, die Auflockerung und Umwendung des Erdreichs, das Unterbringen von Stoppeln und Dünger, alles Hauptvorbereitungen zur Aufnahme der neuen Saat, bewirken soll.

Verlangt wird von einem zweckmäßigen Pfluge, daß er einen beliebig tiefen und breiten Streifen der Oberfläche des Feldes abschneide und der Art umwende, daß das Obere zu Unterst kommt. Er soll dabei möglichst einfach, dauerhaft und leicht bei der Arbeit zu bewegen und zu behandeln sein. Um diesen Foderungen so sehr als möglich genug zu thun, ist der Pflug in neuerer Zeit vielfältig zum Gegenstand von Verbesserungsversuchen gemacht worden, die auch nicht ohne Erfolg geblieben sind. Da indessen die Örtlichkeit auf den Gebrauch desselben großen Einfluß hat, so kann die eine Art dieses Werkzeugs hier vortrefflich, in einer andern Gegend aber sehr wenig brauchbar sein und es bleibt daher dem Urtheile des sachkundigen Landwirths immer überlassen, unter verschiedenen Pflügen den seinen Zwecken entsprechenden zu wählen. Im Allgemeinen gibt es zwei Hauptunterschiede der verschiedenen Arten Pflüge, welche nämlich entweder solche mit Vordergestell oder ohne dasselbe sind. In Deutschland sind die erstern die gewöhnlichen und das Vordergestell besteht in der Regel aus einem kleinen Wagen mit zwei Rädern, von denen das eine, welches in der Furche gehen muß, häufig größer als das andere ist und die davon Räderpflüge heißen. Vorn am Gestell befindet sich eine kurze Deichsel, an welche die Wage für das Zugvieh (Pferde oder Rindvieh) befestigt wird, der hintere und eigentlich wirksame Theil des Pflugs aber ist an dem Vordergestell durch den Pflugbaum, Grindel oder Grengel, befestigt. Die am Pflug hinten emporragenden, auswärts gekrümmten Handhaben heißen Sterzen oder Rüstern und dienen zur Leitung desselben für den hinterher gehenden Ackersmann. Der Theil, in welchem die Sterzen befestigt sind und welcher gewissermaßen den Grund für das Ganze bildet, heißt das Haupt, Heet oder die Sohle und streift beim Pflügen auf dem Boden der gemachten Furche hin. Vorn am Haupte ist das dreieckige breite Schar oder Pflugeisen befestigt, welches die Furche eigentlich aushöhlt, während das vor demselben und darüber vom Grengel gehaltene Sech (Säge), auch Kolter und Pflugmesser genannt, ein messer- oder sichelartiges Eisen, den vom Schar aufzufassenden Erdstreifen von der Ackerfläche senkrecht abschneidet. Das muldenartige Bret an der untern Seite des Pflugs, an welches das ausgepflügte Erdreich sich anlegt und davon umgewendet wird, heißt das Streichbret. Die Pflüge ohne Vordergestell heißen Schwingpflüge; das Zugvieh wird bei demselben unmittelbar an den Pflugbaum gespannt und sie gehen weniger schwer als die mit Vordergestell, sind aber schwieriger zu leiten. In England und den Niederlanden sind sie sehr gewöhnlich und haben mitunter vorn zur Unterstützung eine Art Fuß oder Schleife, wovon sie dann Stelzenpflüge heißen, oder ein in einer Gabel gehendes Rad, von dem sie Gabelpflüge genannt werden. Die wirkenden Bestandtheile des Pfluges sind so eingerichtet, daß ihre Richtung gegeneinander verändert und dadurch ein mehr oder weniger tiefes Pflügen bewirkt werden kann. Unter die vorzüglichern deutschen Pflüge mit Vordergestell gehören der altenburgische, der verbesserte thüringer und der schlesische. Der hier abgebildete, von dem Franzosen Rosé vervollkommnete Pflug ist dadurch ausgezeichnet, daß an demselben das Sech, Schar und Streichbret zu einem Körper vereinigt sind und er auch ohne das Vordergestell gebraucht werden kann. In neuerer Zeit hat der von einem Ackerknecht, Namens Grangé, im Departement der Vogesen erfundene und nach ihm benannte Pflug, welcher die Eigenthümlichkeit besitzt, daß er vermittels angebrachter Vorrichtungen beim Gebrauche in gleicher Richtung bleibt, ohne gehalten zu werden, viel Aufsehen erregt. Nach den von deutschen Sachverständigen darüber abgegebenen Urtheilen ist derselbe [481] jedoch überaus schwerfällig, bedarf vier Pferde und ist nur für sehr schweren und tiefen Boden anwendbar. Von Schwingpflügen gehören der belgische (abgebildet in Schwerz's »Belgischer Ladwirthschaft«, Tübing. 1835), und flamändische (in Desselben »Anleitung zum praktischen Ackerbau«, 2. Aufl., Tübing. 1837), welche zugleich Stelzenpflüge sind, der Small'sche und der Bailey'sche (abgebildet und beschrieben in Thaer's »Ackergeräthen«, erstes Heft) zu den am meisten empfohlenen. Pflüge ohne Räder waren schon in früher Zeit bei Ägyptern, Hebräern und Griechen, sowie bei den Römern in Gebrauch und entstanden wahrscheinlich aus Verbesserungen eines dem hier vorgestellten ähnlichen rohen Ackergeräthes, mit welchem noch manche wilde Stämme in Amerika das wenige Feld bestellen, welches sie bebauen und das in der Regel ein starker Baumast liefert.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 481-482.
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