Punkt

[596] Punkt, Unter diesem in vielerlei Beziehung angewendeten Ausdrucke versteht der Mathematiker den kleinsten, nicht mehr theilbaren Theil von einer Größe. Die Enden jeder Linie sind Punkte und ein fortbewegter Punkt macht eine Linie, auf der man aber, sowie an Körpern überhaupt, beliebig Punkte bezeichnen kann. Bekannt ist der Gebrauch des Punktes in der Interpunction (s.d.) und auch in der musikalischen Notenschrift hat er seine besondere Geltung; hinter einem Noten- oder Pausenzeichen vermehrt er z.B. dessen Geltung um die Hälfte, über den Noten zeigt er an, daß sie beim Vortrage kurz abgestoßen werden sollen. Ferner bedeutet Punkt so viel wie Satz, Bedingung, und man sagt in dieser Beziehung, daß man sich mit Jemand über einen Punkt habe vereinigen können oder nicht. Man nennt daher auch die einzelnen Sätze einer wissenschaftlichen Abhandlung sowie einer Übereinkunft Punkte und davon den vorläufigen Entwurf zu einem Vertrage Punctation. Auch für Ort wird Punkt gesagt, wie z.B. in Standpunkt, oder wenn von militairisch wichtigen Punkten die Rede ist, wie zur Vertheidigung oder zu andern militairischen Zwecken vortheilhaft gelegene Orte bezeichnet werden, daher der Soldat von Angriffspunkten, von Übergangspunkten an einem Flusse, von haltbaren und festen Punkten spricht, die natürliche oder künstliche Wehren gegen Angriffe darbieten. – Eine Art der Ausübung der Kupferstechkunst (s.d.) heißt punktirte Manier, desgleichen bei Miniaturgemälden das Verfahren, durch aneinandergereihte Punkte Gegenstände darzustellen, die sogenannte Punktirkunst aber gehört in das Gebiet des lächerlichsten Aberglaubens, indem sie vorgab, aus einigen Reihen aufs Gerathewol gemachter Punkte Verborgenes und Zukünftiges entdecken zu können. – Die Punktthierchen sind die einfachsten unter den Infusionsthierchen und von allen uns bekannten thierischen Wesen überhaupt und stellen sich sogar unter starker Vergrößerung blos als einfache, durchsichtige Stäubchen dar. Sie entstehen fast in allen Aufgüssen, am häufigsten in gekochten von Pflanzensamen, und leben zu Tausenden in jedem Wassertropfen.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 596.
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