Ratten

[628] Ratten (die) sind Nagesäugthiere und es ist von ihnen näher im Art. Mäuse (s.d.) die Rede, zu deren Familie sie gehören. An keinem Orte in der Welt vielleicht haben sie sich so ungeheuer vermehrt, wie in der Umgebung der Scharfrichterei Montfaucon bei Paris, wo man endlich außerordentliche Anstalten zu ihrer Verminderung treffen mußte. Es wurde zu dem Ende ein ansehnlicher Raum mit Mauern umschlossen, welche unten zahlreiche, von außen zu verschließende Öffnungen haben und in denselben bringt man nun von Zeit zu Zeit die Cadaver von Thieren. Die Nacht über versammeln sich um diese tausende von Ratten, welche dann gegen Morgen, nachdem die vorher offenen Zugänge sorgfältig versperrt wurden, erschlagen und mit Hülfe großer Hunde getödtet werden, auf welche Weise in einem Monat schon über 16,000 erlegt worden sind. Eine besondere Merkwürdigkeit aus der Naturgeschichte dieser Thiere ist der sogenannte Rattenkönig, der aus einer Anzahl mit ihren ineinander geschlungenen langen Schwänzen fest verwachsener Ratten besteht. Die frühern Erzählungen von dieser Naturseltenheit, welche nachher bezweifelt wurden, sind durch Erfahrung wieder bestätigt worden und namentlich besitzt das Museum in Altenburg einen solchen Rattenkönig, über dessen Entstehung man aber bisher nur Vermuthungen hat.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 628.
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