Réaumur

[633] Réaumur (René Antoine Ferchault de), einer der verdienstvollsten franz. Naturforscher, geb. 1683 zu Larochelle, widmete sich anfänglich der Rechtswissenschaft, vertauschte diese aber bald mit Mathematik, Physik und Naturgeschichte und wurde schon 1708 Mitglied der pariser Akademie. In die Schriften derselben lieferte R. hierauf eine Reihe ausgezeichneter Abhandlungen, welche ihm einen ausgebreiteten Ruf sowol hinsichtlich seiner scharfen Beobachtungen, wie in Betreff sinnreicher Anwendung naturwissenschaftlicher Kenntnisse für gewerbliche Zwecke erwarben. R. hat zuerst gelehrt, daß die Gehäuse der Schalthiere in Folge der Verhärtung eines Saftes sich bilden, welchen die Bewohner derselben absondern, und auch über die Naturgeschichte der Vögel und Insekten wichtige Beobachtungen geliefert. Er gab ferner ein Verfahren an, wie Gußeisen in Schmiedeeisen umgewandelt werden könne und erfand die Bereitung des nach ihm benannten Porzellans (s.d.). Die von ihm zu dem damaligen Thermometer von Weingeist 1730 aufgestellte Scala, deren feste Punkte der Gefrier- und der 80° höhere Siedepunkt des Wassers sind, wurde auch bei den spätern Quecksilberthermometern beibehalten. (S. Thermometer.) Ein ihm verliehenes Jahrgeld von 12,000 Livres nahm R. erst an, nachdem es der Akademie zugeschrieben [633] worden war, die es nach seinem Ableben zu wissenschaftlichen Zwecken verwenden sollte, und ward bei seinem 1757 erfolgten Tode auch als ein von Charakter ausgezeichneter Mann betrauert.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 633-634.
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