Rhätien

[688] Rhätien. Unter dem eigentlichen Rhätien verstanden die Alten das heutige Tirol mit Vorarlberg und den vom Rheine östl. gelegenen Theil der Schweiz; nördl. von diesem Gebiet lag Vindelicien, das unter Rhätien oft zum Theil mitbegriffen wurde, wo dann die Donau die Nordgrenze bildete. Auf den tiroler und schweiz. Alpen wohnten die Rhätier, welche Abkömmlinge eines ital., in sehr früher Zeit aus seinen Wohnsitzen vertriebenen Volkes waren. Sie waren in ihren Bergen raub- und beutelustig geworden und vereinigten sich häufig mit ihren gallischen Nachbarn zu Einfällen in das Gebiet der Römer, daher diese endlich kurz v. Chr. Geb. nicht ohne Anstrengung sich Rhätien und Vindelicien bis an die Donau unterwarfen. Sie fanden hier schon ansehnliche Orte, wie Brigantia (Bregenz), Campodonum (Kempten), Curia (Chur), Tridentum (Trident), Cleevenna (Chiavenna), Bilitio (Bellinzona) u.a.m., welche von ihnen erweitert und befestigt wurden, und gründeten neue dazu; ja im 3. Jahrh. breiteten sie sich auch in dem zwischen Rhein und Donau gelegenen Theile von Vindelicien aus und legten Städte an, wie z.B. Augsburg (Augusta Vindelicorum), eine der wenigen, welche die Umwälzungen überdauert hat, die im 5. Jahrh. durch die große Völkerwanderung hier vorgingen und der röm. Herrschaft ein Ziel setzten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 688.
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