Rhea

[688] Rhea, bei den Römern Ops, war die Schwester und Gemahlin des Saturn (s.d.) und eine der berühmtesten Titaninnen, d.h. der Töchter des Uranus oder Cölus von der Titäa oder Gäa, Tellus und Terra. Da ihr Gemahl gleich nach der Geburt alle ihre Kinder wieder verschlang und nachdem Pluto, Neptun, die Vesta, Ceres und Juno bereits dieses Schicksal gehabt hatten, erholte sich R. deshalb bei ihren Ältern Raths und erfuhr nun, daß dem Saturn bevorstehe, von seinem jüngsten Sohne entthront zu werden. Nach Kreta gebracht, gebar sie hierauf in einer Höhle den Jupiter (s.d.), und denselben verbergend, soll sie ihrem Gatten dafür einen Stein in eine Ziegenhaut eingewickelt zum Verschlingen gegeben haben; ihre Priester aber, die Korybanten (oder Kureten und idäischen Daktylen) machten unterdessen bei einem Waffentanze ein solches Geräusch mit ihren Schilden und Spießen, daß Saturn das Geschrei des Neugeborenen nicht vernehmen konnte. Die R. ward später durchgängig mit der jüngern Göttin Cybele (s.d.) verwechselt, welche zuerst in Phrygien als Mutter der Götter verehrt wurde. Als solche galt R. nun auch den Griechen und ward von ihnen mit allen Attributen derselben ausgestattet, dieses gemischte Wesen aber ward nun die unbegreifliche, Alles schaffende und erhaltende Natur. Dargestellt wurde sie mit schönen Formen, meist sitzend, mit einem unter der Brust gegürteten Untergewand und einem vorn über den Schoos zusammengenommenen, bis auf die Füße hinabreichenden Mantel. Auf dem Haupte trägt sie die Krone, mit Zinnen und Thürmen, weil sie die Völker lehrte Städte zu bauen und zu befestigen, und in den Händen einen Scepter, mitunter auch die Handtrommel der Cybele. Von Thieren waren ihr die Löwen heilig, die auch ihren Wagen zogen.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 688.
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