Riesengebirge

[710] Riesengebirge (das) bildet mit dem Isergebirge den 11 M. langen, höchsten Theil der Sudeten, ist das höchste, die Schneelinie jedoch nicht erreichende Gebirge in Norddeutschland und bildet einen Theil der Grenze zwischen Böhmen und Schlesien, welchem letztern jedoch der höchste Theil angehört. Es zieht sich von dem 1542 F. über der Ostsee gelegenen Badeorte Flinsberg im löwenberger Kreise bis zur Stadt Schmiedeberg im hirschberger Kreise des preuß. Regierungsbezirks Liegnitz und erreicht zwischen Schmiedeberg und der böhm. Stadt Hohenelbe seine größte Höhe in der auf dem Seifenberge sich aufthürmenden Riesen- oder Schneekoppe, die bis 4955 F. über das Meer emporsteigt. Nur ein schmaler Fußweg führt auf diesen steilen Felsen, der eine 1681 erbaute Kapelle trägt, wo sonst einige Mal im Jahre Gottesdienst gehalten wurde, die jetzt aber zum Obdach für Reisende eingerichtet ist, welche das Riesengebirge seiner malerischen Partien wegen zahlreich besuchen, zu denen besonders der Kynast (s.d.) und einige Wasserfälle gehören. Durch ihre 4200 F. übersteigende Höhe ausgezeichnete Punkte sind noch: der Reifträger, die kleine Koppe, der Kesselberg, die kleine und die große [710] Sturmhaube und das große Rad. Die Grundmasse des Riesengebirges, welches von der schles. Seite schroff, an der böhm. aber stufenweise emporsteigt, ist Granit. Die höchsten Punkte sind wie bei allen höhern Gebirgen ohne Pflanzenwuchs; tiefer wächst Knieholz, auf dem Abhängen ziehen sich Tannen- und Fichten-, am Fuße Buchen-, Birken- und überhaupt Laubholzwaldungen hin. Außerdem befinden sich auf dem breiten Rücken des Hauptgebirgskammes nicht unbedeutende, meist sumpfige Flächen und Wasseransammlungen, die der Ursprung mehrer Flüsse, z.B. der Elbe, Iser, Aupe, des Bober, Queis und anderer sind. Haupterwerbszweige der Bevölkerung des Riesengebirges sind das Spinnen von Flachs und das Weben und Bleichen von Leinwand.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 710-711.
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