Riesenschlange

Riesenschlange

[711] Riesenschlange oder Boa heißen mehre, durch ihre außerordentliche Größe merkwürdige, in den heißen Ländern der alten und neuen Welt heimische Arten von Schlangen aus der Familie der Schlinger, welche sehr weit ausdehnbare Rachen ohne Giftzähne haben.

Sie werden gegen 40 F. lang und so stark wie ein Mann im Leibe, haben einen breiten Kopf mit zahlreichen Platten, unter dem Bauche und dem runden, zugespitzten Schwanze einfache, ganze Schienen und besitzen gewaltige Muskelkraft. Ziegen, Gazellen und ähnliche kleine Thiere werden leicht ihre Beute, größere aber und z.B. Tiger, wilde Büffel überwältigen sie, indem sie dieselben umschlingen und ihnen die Knochen zerbrechen. Sind sie todt, so überzieht die Schlange dieselben mit Schleim und würgt sie nach und nach unzerstückelt hinunter. Es trifft sich dann, daß noch Theile davon zum Rachen heraussehen und schon in Fäulniß gerathen sind, während andere bereits vom Thiere verdaut wurden, das aber in diesem Zustande unbehülflich und träge und leicht zu tödten ist. Indianer und Neger verzehren das Fleisch der Riesenschlangen, welches wie Schweinefleisch schmecken soll. Eine Art derselben wird Abgott schlange genannt, weil ein Götze der alten Mexicaner unter ihrem Bilde angebetet wurde, und sieht im Allgemeinen grünbraun aus mit gelben, runden Flecken auf dem Rücken und schwarzen, weißeingefaßten an den Seiten. Die Anaconda hat eine hellbraune Färbung und runde braune Flecken auf dem Rücken und an den Seiten. Bei allen glänzt die Haut, als wäre sie mit Firniß bestrichen, was diesen Thieren ein prächtiges Ansehen gibt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 711.
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