Romanow

[733] Romănow, das Haus, welches von 1613–1730 in männlicher Linie das russ. Reich beherrscht hat und seitdem in seiner weiblichen den Thron behauptet, stammt von einer Bojarenfamilie Namens Sacharij und heißt erst seit dem 16. Jahrh. R. von Roman Georg Sacharinitsch, dessen Tochter Anastasia 1547 Gemahlin Zar Iwan II. Wasiliewitsch des Schrecklichen wurde. Dieser ernannte vor seinem Tode 1584 den Bruder seiner Gemahlin, Nikita Romanowitsch, nebst andern Bojaren zu Reichsgehülfen seines schwachsinnigen Sohnes und Nachfolgers Feodor I., der jedoch von Boris Ghodunow ebenso wie des 1586 gestorbenen Nikita Sohn, Feodor Nikillitsch R., von der Regierung verdrängt wurde, welchem Feodor I., mit welchem der seit 736 über Rußland herrschende Mannsstamm Rurik's erlosch, bei seinem Ableben 1598 den Thron vermachte. Feodor Nikitiitsch R. ward erst des Landes verwiesen, mußte jedoch später, wie seine Gemahlin, in ein Kloster gehen, drei von seinen Brüdern aber wurden umgebracht. Allein während der innern Zerrüttung, welche nun unter vier theils durch Wahl der Großen und Geistlichkeit, theils eigenmächtig auf den russ. Thron gelangten Herrschern einriß, erlangte 1606 Feodor Nikillitsch R. seine Freiheit, ward vom falschen Demetrius V. (s. Demetrius) unter dem Namen Filaret zum Metropoliten von [733] Rostow ernannt und wurde einige Zeit nachher Patriarch in Moskau. Nachdem endlich die Verwirrung aufs Höchste gestiegen war und die Schweden und Polen um den Besitz Rußlands stritten, wurden die Letztern hauptsächlich durch Veranstaltung des Kaufmanns Kosma Minin aus Nischneinowgorod aus Moskau vertrieben, worauf die russ. Großen zur Beendigung alles Zwiespalts den Sohn des 1598 zum Thronerben bestimmt gewesenen nunmehrigen Patriarchen, den 17jährigen Michailo Feodorowitsch R., am 21. Febr. 1613 auf den Thron erhoben, den er erblich und unumschränkt besitzen sollte. Seine männliche Nachkommenschaft erlosch am 29. Jan. 1730 mit dem Tode von Peter I. Enkel, Peter II., worauf zuerst des freiwillig vom Thron zurückgetretenen Iwan III. zweite Tochter, Anna Iwanowna, sodann 1740 deren Schwesterenkel Iwan IV., als zartes Kind den Thron bestieg, der aber schon im folgenden Jahre durch Elisabeth Petrowna (s.d.), Tochter Peter I., mit Gewalt in Besitz genommen ward. Sie hinterließ denselben Peter III. (s.d.) 1762, dem Sohne ihrer Schwester Anna Petrowna, welche mit dem Herzog Karl Friedr. Ulrich von Holstein-Gottorp vermählt war, und seitdem herrscht das Haus Holstein-Gottorp oder Holstein-Romanow über Rußland (s.d.).

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 733-734.
Lizenz:
Faksimiles:
733 | 734
Kategorien: