Salis-Seewis

[24] Salis-Seewis (Joh. Gaudenz, Freiherr v.), ein deutscher lyrischer Dichter, 1762 auf dem väterlichen Schlosse Bothmar bei Malans in Graubündten geboren und dort zuerst erzogen, lebte dann bei dem Dichter Pfeffel in Kolmar. Er trat 1785 in franz. Militairdienste, wurde Hauptmann der Schweizergarde und stand als solcher bis zur Revolution in Versailles. Hierauf diente er, nach einem Zwischenraum, während dessen er eine Reise unternahm, auf welcher er Goethe, Schiller, Wieland und Herder kennen lernte, im Anfange der Revolution unter Montesquieu in Savoyen, lebte dann in Paris zurückgezogen und sich den Studien widmend und 1793 in sein Vaterland zurückgekehrt, als Privatmann zu Chur. Von seinen Mitbürgern [24] angefeindet, weil er für den Anschluß Graubündtens an die Schweiz wirkte, verließ er Malans mit seiner Familie und ging nach Zürich. Hier wurde er Generalinspector der helvetischen Truppen und Generaladjutant in Masséna's Generalstabe und war später Mitglied des helvet. Cassationsgerichts. Im J. 1803 kehrte er in die Heimat zurück und bekleidete dort bis 1817 verschiedene Ämter. Später aus dem öffentlichen Leben sich zurückziehend, lebte er in Malans, wo er am 29. Jan. 1834 starb. Sein dichterischer Charakter spricht, im Gegensatze zu seinem wechselvollen Leben, einen unveränderlichen Hang zur ländlichen Natur aus, deren einfache und unschuldige Reize er, nächst denen der Freundschaft, in fast allen seinen Gedichten mit dem Ausdrucke zärtlicher Empfindung und schmelzender Melancholie feiert. Eine Sammlung seiner sämmtlichen »Gedichte« erschien zuerst 1793 zu Zürich, welche, da S. lange ein Lieblingsdichter der Nation war, mehre Auflagen erlebte (neueste Aufl., Zürich 1821).

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 24-25.
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