Schwerin

[138] Schwerin (Kurt Christoph, Graf v.), königl. preuß. Generalfeldmarschall, einer der größten Feldherren der schles. Kriege, wurde 1684 in Schwedisch-Pommern geboren und trat, nachdem er eine gründliche Vorbildung erhalten und zu Leyden, Greifswald und Rostock studirt hatte, 1700 als Fähnrich in holländ. Dienste. Der span. Erbfolgekrieg, namentlich die Schlachten bei Ramillies und bei Malplaquet, waren seine Schule. Im J. 1705 wurde er Hauptmann, 1706 trat er in mecklenburg. Dienste, 1708 wurde er Oberst und bereits 10 Jahre darauf, 1718, war er Generalmajor. Als nach dem nordischen Kriege Vorpommern, in dem seine Güter lagen, von Schweden an Preußen fiel, trat er in preuß. Dienste über, avancirte bis 1731 zum Generallieutenant, in welchem Jahre er auch den schwarzen Adlerorden erhielt, und wurde 1740 von Friedrich dem Großen zum Generalfeldmarschall und in den Grafenstand erhoben. Mit den Kriegen dieses Monarchen beginnt nun für S. die Zeit seines schönsten Ruhmes. Die Schlacht bei Mollwitz (10. Apr. 1741) im ersten schles. Kriege entschied S. zum gänzlichen Verluste der Östreicher, nachdem sie der König bereits verloren gegeben hatte. Bei Prag (6. Mai 1757), im siebenjährigen Kriege, starb er den Heldentod. Es war der blutigste Tag dieses Krieges. S. widerrieth die Schlacht, denn die Östreicher standen, 76,000 M. stark, fest verschanzt auf den Höhen. Aber Friedrich bestand auf der Schlacht. Da war auch S. schnell entschlossen und mit Jugendmuth stürmte der 73jährige Greis hinan. Als die Seinigen wankten, sprang er vom Pferde, ergriff die Fahne des fliehenden Fahnenträgers, und mit dem Rufe: »Heran, meine Kinder!« ging es unaufhaltsam in Sieg – und Tod. Von vier Kugeln durchbohrt, sank der graue Held sterbend in sein Blut, und auf ihn die Fahne, welche den Preußen zu dem doppelt theuer erkauften Siege gewehet. S. zeichnete sich außer seinen Soldatentugenden auch noch durch eine damals im Militair seltene Bildung aus, sowol in der Kenntniß fremder Sprachen, namentlich der lat., franz. und ital., als auch in der Einsicht in Staats- und Verwaltungsangelegenheiten. Auf dem Wilhelmsplatze in Berlin steht seine Marmorstatue, die ihm noch Friedrich der Große setzte. Jene Fahne, die, man weiß nicht genau auf welche Weise, in russ. Hände gekommen war, hat 1839 Kaiser Nikolaus dem Könige von Preußen wieder zustellen lassen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 138.
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