Süssholz

[338] Süssholz oder Süßholzwurzel ist die Wurzel zweier verschiedenen Staudengewächse, welche im südl. Europa wild wachsen und auch in Deutschland in Gärten gezogen werden. Das stachelige Süßholz (lat. Glycyrrhiza echinata) ist im südl. Rußland heimisch und hat viel dickere Wurzeln, als die andere Art. Das glatte Süßholz (lat. Glycyrrhiza glabra), kommt besonders im südl. Frankreich und in Spanien, sowie in Italien und Sicilien vor. Das span. Süßholz erhält man in Stücken von verschiedener Länge und Dicke, bis zu einem Zoll Durchmesser. Die walzenrunden Wurzeln sind wenig, meist gabelig verzweigt, gebogen, äußerlich bräunlich, bei ältern Stücken mit einer dünnen Oberschale von grauer oder gelblicher Farbe bedeckt, mit unregelmäßigen Längenfurchen und Querwülsten. Inwendig ist die Wurzel schön gelb. Der Geruch ist sehr schwach, der Geschmack dagegen süß und nachher schwach bitterlich und reizend. Das deutsche Süßholz ist schwächer und stets von frischerm Aussehen, daher auch biegsam. Es hat dabei einen widerlich süßen Geruch und einen stärkern unangenehmen Nachgeschmack. Es steht daher dem span. an Werth nach; das russ. Süßholz ist das schlechteste. Man wendet das Süßholz in der Medicin, namentlich bei Katarrhen, Husten und andern Brustkrankheiten an, vorzüglich aber zur Bereitung des Lakritzensaftes, Liquiritzensaftes oder spanischen Saftes. Zur Bereitung desselben wird das Süßholz in Stücke geschnitten, auf einer Mühle gequetscht, in einem kupfernen Kessel gekocht und zuletzt in Binsenkörben unter der Presse ausgequetscht. Der Saft, welchen man auf diese Weise erhält, wird durchgeseiht und dann in einem Kessel bei langsamer Hitze abgedunstet, bis er eine gleichmäßige Syrupsdicke erlangt hat. Nach dem Erkalten formt man aus der Masse gewöhnlich cylinderförmige Stücke, welche, um das Ankleben zu verhindern, mit Lorberblättern umwickelt werden. Die ausgepreßten Wurzeln werden noch als Brennmaterial verbraucht. Der so in den Handel kommende Lakritzensaft hat eine braunschwarze Farbe und glänzenden Bruch; da er häufig noch mit seinen Kupfertheilchen von den Kesseln, in denen er bereitet wurde, verunreinigt ist, so wird er vor dem medicin. Gebrauch noch gereinigt. Man wendet den Lakritzensaft vorzüglich in der Medicin an, aber auch zum Versüßen des Bieres und als braune Malerfarbe.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 338.
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