Villaflor

[607] Villaflor (Graf von), Herzog von Terceira, portug. Generallieutenant und Pair, geb. 1790 zu Lissabon, hat in [607] der neuesten Geschichte Portugals, besonders als Heerführer eine wichtige Rolle gespielt. Während der Kriege gegen die Franzosen war er zum Stabsoffizier befördert worden, und ward, als er sich 1826 bei Johann VI. Tode für die Charte Dom Pedro's (s.d.), und die Königin Donna Maria da Gloria (s.d.) erklärte, Oberst und Brigadier. Mit Erfolg vertheidigte er die Sache der Letztern gegen die von Spanien unterstützte Empörung zu Gunsten der absoluten Herrschaft Dom Miguel's, wurde zum Obergeneral und Gouverneur der Provinz Alemtejo ernannt, nach dem Antritt der Regentschaft durch Dom Miguel aber nur als Brigadier anerkannt und bald (März 1828) mit seiner Familie und andern vornehmen Portugiesen zur Flucht nach England genöthigt. Von dort aus wirkte er unermüdlich für Donna Maria, und als ein erster Versuch ihrer Anhänger zur Einnahme von Oporto mislang, landete er im Jun. 1829 auf der Insel Terceira, die er mit den übrigen Azoren (s.d.) für die Königin als Generalgouverneur in Besitz nahm, gegen die Angriffe der Miguelisten vertheidigte und die Streitkräfte dort sammelte, mit denen Dom Pedro 1832 in Porto landete, bei dessen Vertheidigung sich V. ebenfalls hervorthat. Zum Herzoge von Terceira ernannt, führte er im Jun. 1833 mit 4000 M. eine Landung in Algarbien aus und drang nun von S. her gegen den Tejo, welchen Napier nach Besiegung der Miguelistischen Flotte blockirte, und gegen Lissabon vor, das er am 24. Jun. nach dem siegreichen Treffen bei Alamada besetzte. Die vom franz. General Bourmont befehligten Angriffe der Miguelisten schlug V. mit Erfolg zurück, legte jedoch wegen Misverständnisse mit dem Kriegsminister und andern Generalen sein Commando plötzlich nieder. Er blieb indessen in Dom Pedro's Nähe, erhielt im März 1834 den Oberbefehl in Porto und begann nun die Bekämpfung der Miguelisten in den nördl. Provinzen, welche nach V.'s Vereinigung mit dem span. General Rodil die Abdankung und Entfernung Dom Miguel's im Mai zur Folge hatte. Auch nach dem Ableben Dom Pedro's und des ersten Gemahls der Königin blieb V. einer von deren treuesten Rathgebern, führte 1835 eine Zeit lang den Oberbefehl des Heers, wurde im Apr. 1836 Kriegsminister und Präsident des Conseils, mußte aber der Volksbewegung weichen, welche im Sept. die Königin zur Annahme der span. Constitution (s. Portugal) zwang, und mußte nach einem misglückten Versuche zur Herstellung der Charte Dom Pedro's im J. 1837 Portugal verlassen, wohin ihm jedoch die später erlassene Amnestie die Rückkehr gestattete.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 607-608.
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