Voght

[618] Voght (Kaspar, Freiherr von), Erbherr auf Flottbeck bei Hamburg, wo er 1752 als Sohn des Senators V. geboren wurde, berühmt durch seine menschenfreundlichen und gemeinnützigen Bestrebungen, zu denen ihn besonders das Beispiel des Engländers Howard ermuntert zu haben scheint, welchen er kennen lernte, als derselbe die Hospitäler und Gefängnisse in Hamburg besuchte. V. widmete sich den Kameralwissenschaften, reiste mehre Jahre im westl. und südl. Europa und lebte nachher in Hamburg, wo er 1786 mit Beihülfe wohlthätiger Freunde für arbeitsuchende Arme eine Privatarbeitsanstalt gründete, welche schon 1787 zu einer öffentlichen und durch seine Leitung das Vorbild ähnlicher in andern Staaten ward. V. selbst wurde 1801 nach Wien berufen wegen Verbesserung der dortigen Armenanstalten und später vom Kaiser in den Reichsfreiherrnstand erhoben. Aus gleichem Grunde ging er 1803 nach Berlin und selbst Napoleon beauftragte ihn 1807 mit Untersuchung der Armenanstalten und Gefängnisse in den großen Städten von Frankreich. Außer seinen fortgesetzten Bemühungen für Bildung und Versorgung der Armen in seiner Vaterstadt und Abwehr der Verarmung, machte er sich auch durch Einführung von Verbesserung in der Landwirthschaft durch Lehre und das Beispiel verdient, was er auf seinen zu Flotbeck an der Elbe gelegenen Ländereien deshalb gab, wo durch ihn der Kartoffel- und Kleebau und die verbesserte engl. Landwirthschaft, mit der er sich durch wiederholte Reisen in England vertraut gemacht hatte, vor ihrer Beschreibung durch Thaer (s.d.) schon verwirklicht wurden. Das ärmliche Dörfchen erwuchs rasch zu einem wohlhabenden Flecken und entging, glücklicher als die von V. in Hamburg gestiftete Anstalt, 1813 der Zerstörung, sodaß es V. nun seit 1814 mit desto mehr Erfolg zu einer Musteranstalt für den Norden ausbilden konnte. Erst 1831 gab V. die Selbstbewirthschaftung desselben auf und starb 1839 im Genusse der allgemeinsten Achtung und Verehrung. Für alle Richtungen seiner ausgezeichneten Thätigkeit hat V. auch durch zahlreiche Schriften gewirkt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 618.
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