Wilmsen

[735] Wilmsen (Friedr. Phil.), der mit außerordentlichen Lehrergaben ausgerüstete Verfasser des nach ihm benannten »Kinderfreundes«, war das dritte von 16 Geschwistern und wurde 1770 zu Magdeburg geboren, wo sein Vater Prediger an der deutsch-reformirten Kirche war, ehe er 1777 an der Parochialkirche in Berlin angestellt wurde. Nach dem Besuche des Gymnasiums zum grauen Kloster und des joachimsthaler studirte W. in Frankfurt an der Oder und Halle Theologie, widmete sich aber nach der Rückkehr nach Berlin mit besonderer Neigung der Erziehungswissenschaft und als Hauslehrer und Lehrer an einer Privatunterrichtsanstalt dem Erziehungsgeschäft selbst, ohne deshalb den geistlichen Beruf zu vernachlässigen, und bestrebte sich mit gleichgesinnten Freunden, einer geistvollern Methode Eingang in die Volksschulen zu verschaffen. Von einer 1796 durch Deutschland und die Schweiz unternommenen Reise rief ihn 1797 der Tod seines Vaters plötzlich zurück, dessen Nachfolger im Amt er 1798 wurde. Bei der gewissenhaftesten Erfüllung seiner Obliegenheiten als Seelsorger und Schulvorsteher wußte seine unermüdliche Thätigkeit immer noch Zeit für andere Geschäfte und die Abfassung zahlreicher Schriften zu finden. Er half die zum Gedächtniß der Königin Luise 1811 gegründete Erziehungsanstalt für Töchter der höhern Stände mit begründen, wirkte an derselben als Religionslehrer und führte später die Oberaufsicht über das Kornmesser'sche Waisenhaus und andere berliner Institute. W. war Mitglied der berliner Predigersynode und gehörte der Commission an, welche das neue Gesangbuch für Berlin bearbeitete, gegen dessen Einführung die Frömmler sich später ernstlich widersetzten; in dem Streite wegen Annahme der neuen Agende gehörte er zu den 13 berliner Geistlichen, die dagegen waren und seinem Eifer für wahre Religiosität und die Bildung des Menschengeschlechts födernde Zwecke setzte erst sein 1831 erfolgter Tod ein Ziel. Von seinen zahlreichen, hauptsächlich in das Gebiet des Unterrichtswesens gehörenden Schriften hat keine eine weitere Verbreitung gefunden, wie sein »Deutscher Kinderfreund,« (Berl. 1802; 126. Aufl. 1834); von den übrigen mag hier noch »Die Unterrichtskunst« (Berl. 1818), sein »Bibelfreund« (Berl. 1814) »Der Mensch im Kriege« (Berl. 1815), »Hersilia's Lebensmorgen« (Berl. 1816; 2. Aufl. 1821), »Die allgemeine Behandlung der Kinder in den Jahren der ersten Entwickelung« (2. Aufl., Hanov. 1830) angeführt werden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 735.
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