Altkatholiken

[50] Altkatholiken, diejenigen Katholiken, welche die kirchliche Autorität des Vatikanischen Konzils von 1870 und die Gültigkeit seiner Beschlüsse: kirchliche Allgewalt und Unfehlbarkeit des Papstes, nicht anerkennen. Die von Universitätskreisen (Michelis von Braunsberg, Döllinger und Friedrich von München, Reinkens von Breslau, Knoodt von Bonn, Schulte von Prag u.a.) ausgegangene Bewegung führte, unter dem Schutz der preuß. und bayr. Regierung, infolge der Beschlüsse des 1. Altkatholiken-Kongresses in München (20. bis 24. Sept. 1871) zur Organisation altkath. Gemeinden und zur engen Verbindung dieser mit der jansenistischen »Kirche von Utrecht«, durch deren Bischof der 1873 zum altkath. Bischof erwählte, von Preußen, Baden und Hessen anerkannte und von Preußen als solcher dotierte Prof. Reinkens seine kanonische Weihe erhielt. Die altkath. Synode, welche aus sämtlichen Priestern und den Delegierten der Gemeinden besteht (Versammlungsort Bonn), sprach sich 1878 für Zulässigkeit der Priesterehe aus. Nach dem Tode Reinkens' (1896) ward sein Generalvikar Prof. Weber zum Bischof gewählt. Die Seelenzahl der A. beträgt in Deutschland 52.000, in Österreich 20.000. Am meisten Boden gewann der Altkatholizismus in der Schweiz (50.000 Seelen), für welche 1876 Prof. Herzog zum christkath. Bischof gewählt wurde. An der Universität Bern wurde eine altkath.-theol. Fakultät errichtet. Seit 1890 fanden internationale Altkatholikenkongresse statt, an denen auch Vertreter der anglikan. [50] und russ.-griech. Kirche teilnahmen. – Vgl. Schulte (1887), Fischer (1893), Götz (1896).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 50-51.
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