Wasserstoff

[957] Wasserstoff (Hydrogenium, chem. Zeichen H), chem. Element, 1781 von Priestley entdeckt, von Cavendish genauer untersucht, findet sich frei in geringer Menge in Vulkangasen, in einigen Petroleumquellen, im Steinsalz, in riesiger Menge in der Photosphäre der Sonne und vieler Fixsterne, wird neben Sauerstoff bei der Elektrolyse des Wassers erhalten, entsteht bei der Zerlegung des Wassers durch Natrium bei gewöhnlicher Temperatur, durch Eisen in der Glühhitze; gewöhnlich dargestellt durch Übergießen von Eisen oder Zink mit verdünnter Schwefel- oder Salzsäure, auch aus Natronlauge und Zink oder Aluminium, technisch durch Erhitzen von gelöschtem Kalk mit Kohle oder Zinkstaub oder als Nebenprodukt bei der Elektrolyse des Chlornatriums oder Chlorkaliums. Da W. das leichteste Gas ist und das kleinste Verbindungsgewicht hat, wird er als Einheit für die Volumgewichtsbestimmung der Gase und für die Atomgewichte der Elemente angenommen (Atomgewicht = 1). Farb-, geruch- und geschmackloses Gas vom spez. Gewicht 0,0692; ein Liter wiegt 0,0896 g. W. läßt sich bei sehr niederer Temperatur durch starken Druck kondensieren zu einer farblosen Flüssigkeit vom spez. Gewicht 0,16 und dem Siedepunkt – 234°; er ist in schmiedeeisernen Flaschen als stark komprimiertes Gas im Handel. W. unterhält die Verbrennung nicht, verbrennt mit schwach bläulicher, sehr heißer Flamme, gibt mit 1/2 Volumen Sauerstoff oder 1 Volumen Chlor gemischt, Gemenge, die beim Entzünden, letzteres auch bei heller Beleuchtung, heftig explodieren (Knallgas und Chlorknallgas), wird von einigen Metallen (bes. Platin und Palladium) stark absorbiert, entzieht in der Glühhitze Oxyden den Sauerstoff, wirkt daher stark reduzierend, dient wegen seiner Leichtigkeit zur Füllung von Luftballons, mit Luft oder Sauerstoff angeblasen (Knallgasgebläse) zur Erzeugung hoher Temperaturen, zum Schmelzen des Platins, zur Reduktion der Metalle aus ihren Verbindungen bes. in der Analyse. Verbindet sich chemisch meist mit Metalloiden, aber auch mit vielen Metallen, liefert mit Sauerstoff Wasser und Wasserstoffsuperoxyd.

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 957.
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