Centauren

[313] Centauren, Kentauren. Fabelwesen, welche die griechische Mythe in einer seltsamen Zwittergestalt dachte und abbildete, Oberleib und Arme als Mann, alles Uebrige als Pferd. Viele vermuthen, daß berittene Bogenschützen scythischen Stammes die ersten Centauren agen veranlaßt; oft auch findet man sie auf Abbildungen[313] statt des Bogens bloß mit einer Keule bewehrt. Ihren mythischen Ursprung erzählen die alten Dichter folgender Maßen. Ixion, ein Fürst der Lapithen in Thessalien, entbrannte in Liebe gegen Juno, verfolgte sie, und umfing statt ihrer ein Wolkengebild, aus welcher Umarmung der erste Centaur hervorging. Die Kinder solcher wilden Leidenschaft waren nichts weniger als sittsam und mäßig, vielmehr liebten sie die zügellosen Freuden, zu denen der übermäßige Genuß des Weines hinreißt. Sie schlossen sich dem stets berauschten Bacchantenzuge des Dionysos an, und theilten dessen rasende Orgien. Als sie zur Hochzeitfeier des Lapithenkönigs Pirithous mit Hippodamia, Tochter des Atrax, geladen waren, berauschten sie sich, und begannen Händel, welche einen lange dauernden Krieg zur Folge hatten und mit ihrer Niederlage endeten. In diesem stand auch Theseus dem Pirithous gegen die Centauren bei, und vertrieb sie vom Pelion. Sie flüchteten in die Gebirgsschluchten des innern Peloponnes, aber auch aus jenen Zufluchtsorten wurden sie von Herakles vertrieben, worauf sie auf die Insel der Sirenen flüchteten. Dort fesselte sie der süße Gesang dieser wunderbaren Wesen, aber der Mangel an irdischer Nahrung rieb sie endlich vollens auf. – Eine rühmliche Ausnahme von den gewöhnlichen Centauren, aber auch nicht von gleicher Abstammung mit ihnen, machte der Centaur Chiron (s. d.). Das Sternbild des Schützen im Thierkreis wird als Centaur dargestellt und abgebildet.

–ch–

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834, S. 313-314.
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