Franzensbrunnen

[228] Franzensbrunnen. In einem weiten Thale, das in der Urzeit ein großer See gewesen ist, wurde die heilsame Egerquelle gefunden, und nicht nur von den in der Nähe wohnenden Landleuten, sondern auch von Fremden gebraucht, die aber Eger zu ihrem Aufenthalte wählen mußten. Erst im letzten Jahrzehend des vorigen Jahrhunderts entstand der jetzt schon glanzvoll prangende Badeort, dem man obigen Namen gab und die Quelle Franzensbrunnen nannte. Im Verlauf der Zeit wurden mehrere Quellen entdeckt, eine, der reichlichen Menge Gases wegen, in die Hauptquelle geleitet, und andere bloß zu Bädern verwendet. Dieses Bad ist eins der vorzüglichsten deutschen Bäder, weil es in allen seinen Wirkungen die edle Mitte hält, weder die angreifenden der Abführquellen, noch die erhitzend stärkenden der reichhaltigern oder nicht so glücklich gemischten, stärkern Eisenquellen hat und dann eine gradweise Anwendung erlaubt, da die Quellen in einer glücklichen Reihenfolge der Bestandtheile getrunken werden können. Im Allgemeinen gehören die Quellen zu den alkalisch-salinischen Stahlwassern, im Besondern aber ist der Franzensbrunnen reicher an Eisen und nähert sich den Stahlwassern, die Salzquelle reicher an Salzen und daher den abführenden Wassern ähnlicher, vor welchen es aber den Vorzug hat, weit mehr stärkend und weniger heftig wirkend zu sein. Der bedeutende Gehalt an kohlensaurem Gase, gibt diesen Quellen den erfrischend säuerlichen, prickelnden Geschmack (dem das Eisen noch etwas Dintenhaftes hinzufügt), das champagnerähnliche Aufbrausen mit Zucker und Wein, und die lebhafte Wirkung auf die Hautporen, durch welche es mehr als auf andern Wegen zu verflüchtigen scheint. Die Salzquelle ist besonders als eins der trefflichsten Heilmittel zu ehren und es gibt wenig Körperzustände. wo der Gebrauch derselben nicht heilsam wäre, selbst in solchen Fällen, wo das Eisen zu stürmisch wirken konnte, wenn es nicht in einer so mildernden Verbindung wäre. Seine flüchtigen, durchdringenden. stärkenden, gering erhitzenden, eröffnend auflösenden[228] Eigenschaften machen diese Wasser bei leichter Verdaulichkeit besonders dann nützlich, wo aufgelöst und gestärkt, die Thätigkeit des Gefäßsystems erhöht, gestärkt und zusammengezogen werden soll, ohne daß Schwächung, Erhitzung oder Blutandrang und Verstopfung erfolge, vorzüglich bei Hypochondrie, Verhärtung innerer Theile, dauernden Nervenleiden, Magenkrampf, Coliken, Bleichsucht, Schleimsucht des Magens, Magensäure, Schwerverdaulichkeit, Stockungen im Unterleibe. Bei Brustbeschwerden, besonders bei Schleimsucht der Lungen, ist es, am besten mit Eselsmilch versetzt, bei Nieren- und Blasenleiden ebenfalls sehr zu empfehlen. Man trinkt früh, Kranke, die an warmen Quellen waren, Anfangs gewärmt oder mit Milch, fängt mit der Salzquelle an, geht zu einer der übrigen Quellen über, indem man täglich einen Becher der ersten weniger, und einen neuen dafür, den Franzensbrunnen aber zuletzt trinkt Außerdem badet man früh oder Abends. Für Vergnügungen ist hinlänglich gesorgt, wöchentlich zweimal kommt Militairmusik in den Park. Die Umgebungen sind mannichfaltig und das alte Eger mit seinen historischen Erinnerungen und den Sammlungen des Scharfrichters Huß, das Siechhaus, Sankt Anna, der Kammerbühl, Liebenstein, Feste Hochberg, Schloß Seeberg, Schönberg, Stift Waldsassen, Propstei Maria Kulm mit herrlichem Glockengeläute und prachtvoller Aussicht sind Zielpunkte für Lustpartien. Die neu errichteten Schlammbäder haben diesem Badeort einen großen Werth verliehen. Der Moor ist äußerst reichhaltig und wird sorgfältig gereinigt. – Das Wasser wird in ungeheuern Quantitäten versandt, das gewonnene Purgirsalz ebenfalls.

D.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 228-229.
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