Gold- und Silberblumen

[458] Gold- und Silberblumen werden zum Schmucke nur auf Bällen getragen und von den Blumenmacherinnen aus Papier und vergoldeten oder versilberten Zeugen mit Untermischung von Lahn- und Silber- oder Goldfäden, Cantille u. dgl. verfertigt. Bei ihrer Formung läßt man, da sie nur selten die Natur mit Glück nachahmen, wie bei dem so wohlkleidenden Hafer, der Phantasie freies Spiel, vermischt auch die oft grotesken Gebilde zuweilen mit farbigen künstlichen Blumen und Zweigen, wo man dann am Besten Gold zu ponceau und grün, Silber zu rosa und hellblau gesellt. Eine andere Art Gold- und Silberblumen setzen die Nonnen zusammen, und die katholischen Kirchen, wie die Klöster, sind mit ihnen angefüllt und überputzt. Diese fabriziren ihre einsamen Schöpfereien aus verschiedentlich gesponnenen Metallfäden, Bouillon, Rauschgold, Golddraht, Treffen und Gespinnst aller Art, setzen funkelnde, mit Folie unterlegte, bunte Steine statt des Pistills hinein und krönen die Staubfäden mit Spiegel- und Wachsperlen, an der Stelle der Staubbeutel. Auf den unter dem Namen Klosterarbeiten so bekannten Sächelchen sieht man dergleichen auch en relief.

F.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 458.
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