Gothen

[474] Gothen, ein germanischer Völkerstamm, von hohem Wuchs, blonden, langen Haaren, wohnte vom Kaukasus bis Balkan und von der Ostsee bis zum schwarzen Meere herab, zwischen der Donau und dem kaspischen See, an den Ufern der Wolga, des Don, der Theis, der Weichsel Und Oder. Diesen Umfang hatte das mächtige Reich der Gothen, als es ihr König Hermannrich 350 beherrschte. Unruhen im Herzen des Volks entzweiten es und schieden nach ihrer natürlichen Lage die Ost- von den Westgothen. Von den Hunnen gedrängt, verließen sie ihre Wohnsitze und gründeten neue Reiche in Abend. Die Ostgothen unter Theodorich besiegten Italien 493 und nahmen es in Besitz. Der Herrschaft dieses großen ostgothischen Reichs machte 553 Narses ein Ende, der siegreiche[474] Feldherr Justinian's. Seitdem verschmolzen sie sich mit den Bewohnern Italiens. Die Westgothen, die unter Alarich 410 Rom zweimal eroberten, drangen bis an die Pyrenäen und stifteten ein neues westgothisches Reich, das bald von den Arabern vernichtet wurde. Seitdem sind sie mit den Spaniern zu einem Volke vereint. Sitten, Sprache und Künste der Gothen, gothische Formen und Gebäude haben sich noch in Trümmern bei allen Nationen des Abendlandes erhalten.

K.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 474-475.
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