Hanf

[161] Hanf, zu der Familie der nesselartigen Gewächse gehörend, ist eine einjährige, ursprünglich aus Persien und Ostindien stammende Pflanze, welche in manchen Gegenden wild wächst und durch ganz Europa wie Flachs (s. d.) angebaut wird. Er treibt einen 8–9 F. hohen Stengel. Die Blätter sind schmal und länglich, fingerförmig getheilt, am Rande etwas eingekerbt, und zeichnen[161] sich durch einen sehr unangenehmen Geruch aus. Männliche und weibliche Blüthen stehen getrennt auf verschiedenen Pflanzen. Man baut den Hanf wegen seines zähen Bastes, der zu mancherlei Weber- und Seilerarbeiten benutzt wird und wegen des Samens, welcher theils zu Oel und Arznei, theils zum Vogelfutter dient, auch in Rußland, Polen und Litthauen, selbst von den höhern Ständen, geröstet, gestoßen und mit Salz vermischt auf Brod gegessen wird. Alle Theile des Hanfs, vorzüglich die Blätter, haben eine berauschende und betäubende Eigenschaft. In Italien bedienen sich die Damen der starken Hanfstengel zu Spazierstöcken, und im Orient bereitet man ein, dem Opium ähnliches, berauschendes Mittel aus den Blättern.

L. M.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 161-162.
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