Ofen (Haushalt)

[493] Ofen (Haushalt) (Haushalt), wird jede Vorrichtung genannt, durch welche man bei Anwendung einer gleichen Quantität Brennmaterial einen höheren Grad von Hitze hervorbringen kann, als auf dem Herde.. Dieser Zweck wird erreicht, daß durch Zufluß einer größern Menge atmosphärischer Luft sich die Feuerung vollständiger als im Freien verzehrt; deßhalb baut man gewöhnlich über dem Brennmaterial einen Schornstein in die Höhe, wodurch der aufsteigende Strom der Luft mehr Leben erhält, während von Unten durch die Feuerung oder über ihre Oberfläche sich dann atmosphärische Luft bewegt, deren Sauerstoff die schnellere Verbrennung fördert und so eine größere Hitze entstehen läßt. – Im Allgemeinen stellen sich 3 Klassen von Oefen heraus, nämlich chemische Oefen, Hüttenöfen, zu denen die Oefen bei Dampfmaschinen etc. gehören, und Stubenöfen. Von Letzteren, die hier nur erwähnt werden sollen, gibt es wieder eine Menge Arten. Die vorzüglichsten derselben sind: Ziegelöfen, von leichten Ziegeln erbaut, unten mit einem breiteren Kasten zur Feuerung, und oben mit Aufsatz, durch welchen der Rauch abzieht. Sie sind am wohlfeilsten. Kachelöfen, haben einen durch Lehm ausgefütterten Kasten, der Boden ist von Mauerziegeln. Eiserne Oefen, oft auch nur von[493] Eisenblech, oft mit Aufsatz von gebranntem Thon, allerlei Figuren bildend. Von ihnen unterscheiden sich die sehr gut heizenden Kanonenöfen, ohne Aufsatz und meist von Innen mit Feuerung versehen. Der Rauch wird durch Röhren abgeführt, die Hitze auch oft in einem freistehenden Kachelaufsatze aufgefangen und so dauernder gemacht. Die vom Hauptmann Busch erfundenen, sogenannten Busch'schen Oefen, sind den vorigen ähnlich, besitzen aber innen einen eisernen hohlen Kern, der mit Sand gefüllt werden kann und um welchen Züge gehen. Sie bewahren die Hitze lange und sind deßhalb sehr holzersparend. Windöfen, sind die schon genannten Blechösen, nur kleiner. Die russischen Oefen, sehr groß und ganz von Ziegeln erbaut, werden von Außen täglich nur einmal geheizt und dann verschlossen. Eine Art derselben sind die Berliner Oefen, doch eleganter und meist mit Porcellanglasur. Zugöfen, stehen von allen vier Seiten frei, werden von Innen geheizt und haben im Bauche Züge, welche entweder horizontal hin- und hergehen, auf- und absteigen, oder bei runden Aufsätzen spiralförmig sich wenden. Etagenöfen, bei denen die Züge nicht bloß aus Unterschieden in dem Ofenaufsatze, sondern aus freiliegenden Canälen bestehen und immer horizontal gehen, gehören zu den besten Zugösen. Sparöfen, heißen diejenigen, bei deren Heizung man mit einem Feuer mehrere Zwecke, als Kochen etc., erreichen will. Vergl. ferner Kochöfen. Im Allgemeinen ist gewiß, daß ein Ofen die Stube und besonders auch den Fußboden am besten heizt, wenn derselbe niedrig über dem Fußboden steht und der Aufsatz nicht zu hoch ist; die Züge müssen so lang als möglich sein, und die Oberfläche kann nie zu viel Raum darbieten. Heizung von Innen ist wohl sparsamer, hat aber auch manche Unbequemlichkeit und dürfte sich nie allgemein auf größere Zimmer etc. ausdehnen. – Griechen und Römer kannten noch keine Oefen. Sie heizten ihre Gemächer und Bäder durch ein mit Kohlen gefülltes unterirdisches Behältniß, dessen Wärme ein Heizzimmer aufnahm und[494] sie durch Röhren, die man öffnete und schloß, den andern Zimmernmittheilte. Erst der Norden fühlte das Bedürfniß stärkerer Heizung, und mit großer Wahrscheinlichkeit schreibt man Norddeutschland die Erfindung zu.

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 7. [o.O.] 1836, S. 493-495.
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