Ofen [2]

[330] Ofen wird jede, von der freien Feuerung auf dem Herde besonders dadurch sich unterscheidende Vorrichtung für irgend einen durch Wärme zu erreichenden Zweck genannt, daß man mittels derselben bei gleicher Menge von Brennstoff, eine größere Hitze hervorzubringen vermag. Dies wird dadurch erreicht, daß man die vollständigere Verbrennung des Holzes, der Kohlen u.s.w. durch Zuführung einer größern Menge von gewöhnlicher oder bei künstlichern Einrichtungen erwärmter Luft befördert. Im Allgemeinen erbaut man deshalb über dem Feuerungsplatze einen Schornstein, durch welchen die über den brennenden Stoffen erwärmte Luft schneller entweicht, während von unten oder seitwärts mit dem Feuer noch nicht in Berührung gewesene Luft nachdringt und indem sie dabei ihren Gehalt an Sauerstoff an die Brennstoffe abgibt, zur lebhaftern Verbrennung derselben beiträgt. Auf die Erfindung der gewöhnlichen Heizöfen leitete in den kältern Ländern das Bedürfniß nach bequemer Erwärmung der Wohnungen, und man gibt meist das nördl. Deutschland als ihr Vaterland an; bei den alten Griechen und Römern scheinen die Stubenöfen aber nicht gebräuchlich gewesen zu sein, obgleich sie sehr vollkommene Einrichtungen zur Luftheizung (s. Heizung) besaßen. Die zunehmende Steigerung der Preise des Feuerungsmaterials haben in neuerer Zeit zu unausgesetzten Verbesserungsversuchen der Einrichtung der Öfen aller Art und auch der Stubenöfen aufgemuntert. Im Allgemeinen ist dabei die möglichste Ersparniß an Brennstoffen bei Hervorbringung einer schnellen und zugleich dauernden Erwärmung des zu heizenden Raumes, die möglichst geringe Beeinträchtigung desselben durch den Ofen selbst, sowie Vermeidung von Nachtheilen für die Gesundheit das vorgesteckte Ziel. Die Gesundheit anlangend, sind alle Heizeinrichtungen, welche den Luftwechsel in den Zimmern befördern, die zuträglichern und folglich die vom Zimmer aus heizbaren Ofen die vorzuziehenden. [330] Dasselbe gilt von den eine gleichmäßigere Wärme verbreitenden thönernen Ofen gegenüber den eisernen, die eine ungleiche, sogenannte fliegende Hitze hervorbringen. Kommt es daher nur darauf an, einen Raum schnell und ohne Rücksicht auf die Dauer zu erwärmen, so hat man Öfen von Eisenblech zu wählen und die einfachsten sind den allgemein bekannten Windöfen mehr oder weniger ähnlich, welche aber die am meisten Brennmaterial verbrauchenden und ungesundesten sind. Ausführlich belehren über zweckmäßige Anlage von Zimmerheizungen: Leuchs, »Feuerungskunde« (mit Abbild., Nürnb. 1827), und Busch, »Die beste und wohlfeilste Feuerungsart« (Frankf. 1826, nebst Zugaben von 1828).

Zu andern Zwecken angelegte Öfen sind theils chemische, welche sowol das Feuerungsmaterial als auch die Stoffe aufnehmen, die behufs chemischer Veränderungen oder anzustellender Versuche darin einer beliebig anzuordnenden künstlichen Wärme ausgesetzt werden sollen und entweder mit künstlichen Gebläsen (Gebläseösen) versehen sind, vermittels deren man die höchsten Wärmegrade erzielen kann, oder nicht, wo man sie Windöfen nennt. Dergleichen chemische Öfen sind die Probir- und Kupellirösen, die Streich- oder Reverberirösen, die Reducir-und Galeerenöfen u.a.m. Beim Bergbau- und Hüttenwesen kommen ebenfalls mehre Arten von besonders sehr umfänglichen Öfen vor, wie die Schachtöfen, zu denen die Hohöfen gehören und in denen der mit Feuer zu behandelnde Körper von Brennmaterial umgeben ist, die Flammöfen, wo er nur der Wirkung der Flamme ausgesetzt ist, die Gefäßöfen, in denen er in Schmelztiegeln der Hitze ausgesetzt wird. Andere finden in den Künsten, im Fabrik-und Gewerbewesen Anwendung, wie z.B. Porzellan-, Fayence-, Töpfer-, Kalk- und Ziegelöfen, und dienen zur Heizung von Maschinen und Vorrichtungen vieler Art.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 330-331.
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