Reni, Guido

[392] Reni, Guido, der eigentliche Maler der Grazien, da ihm fast allein nur die Darstellung jugendlicher, weiblicher Gestalten gelang. Fast schülerhaft zu nennen, da wo Kraft, männliche Festigkeit hervortreten sollte, ist er ganz in seiner Sphäre, wo sich sein seines Gefühl für das Anmuthige, für das, was zart und graziös ist, aussprechen kann. Wunderlieblich, voll der süßesten Schwärmerei, wehmüthig-lächelnd und anmuthig-ernst sind seine Madonnen und Magdalenen, wenn sie das thränenfeuchte und zugleich Liebe und Hoffnung blinkende Auge gen Himmel richten. Mag er auch nicht Meister sein in der Anordnung des Ganzen, mag seine Phantasie vielleicht nie mit Adlersittigen nach Oben streben, – er webte und lebte, er träumte und dichtete im einzigen Zauberlande dieser Welt, er huldigte der Liebe und Lieblichkeit, und verherrlichte, ein Priester der Grazien, den reinsten Strahl himmlischer Schöne, – Frauenanmuth. Man betrachte in Dresden seine Venus, seine Madonna, von Heiligen umgeben, in München seine Himmelfahrt, [392] in der Liechtenstein'schen Sammlung seine Charitas und Magdalene, – und man wird ihn gern den anmuthigsten und gefälligsten Maler nennen. Er war 1575 zu Bologna geb., ging 20 Jahr alt zur Schule der Caracci über, stiftete später eine eigene sehr zahlreiche Schule in seiner Vaterstadt, und starb daselbst 1642.

B.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 8. [o.O.] 1837, S. 392-393.
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