Schlesien

[111] Schlesien. Pomona's Füllhorn, die Garbe der Ceres, Ariadne's Webstuhl, Pan's Hirtenflöte, – nichts von allem diesen vermissest du in diesem schönen, von den Karpathen, den Sudeten und dem Riesengebirge (s. d.) geographisch, von Brandenburg, Posen, Krakau, Galizien, Lausitz, Mähren, Sachsen und Ungarn aber politisch begrenzten Gebirgslande, das, reich bewässert von der Oder, Oppe, Neiße, Weichsel, dem Bober etc., bei einem Flächenraume von 720 Quadrat M. und einer Bevölkerung von 2,200,000 Ew., mit seinen drei gleichmäßig kultivirten Regierungsbezirken, dem Breslauer, Oppeln'schen und Liegnitzer, zu den reichsten Provinzen der preuß. Monarchie und den schönsten Eroberungen Friedrich's des Großen gehört, der nach der glücklichen Beendigung des ersten schlesischen Krieges nur zwei Kreise von Schlesien, den Teschner und den Troppauer – 82 Quadrat M. mit 400,000 Ew. – der Krone Oestreich ließ. An Mineralien fast Alles, mit Ausnahme des Goldes, Gartenfrüchte und Getreide jeder Gattung, die Heilquellen von Warmbrunn, Landeck, Reinerz, Flinzberg und Charlottenbrunn, dazu[111] treffliche Schaf- und Bienenzucht, Leinweberei, Garnspinnerei, Fabrikation von Tuch und Wollenzeug, dieß sind die hauptsächlichsten Erzeugnisse der Natur und der Kunst in dem reizenden Lande des Schlesiers, der meist gemüthlich arbeitsam und treuherzig, namentlich in den Gebirgsgegenden in seiner kleinen Alpenwirthschaft noch echt patriarchalisch lebt. Die Bewohner des östreichischen S., theils germanischer, theils slavischer Abkunft, größtentheils Katholiken, stehen nur in einzelnen Erwerbzweigen ihren preuß. Landsleuten nach. Den größten Theil des Landes besitzt der Fürst von Liechtenstein, der bald in Troppau, bald in Jägerndorf residirt.

P.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 9. [o.O.] 1837, S. 111-112.
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