Schmetterlinge

[114] Schmetterlinge. Wie sylphenartig schwebt dort der schimmernde Schmetterling im Frühlingsäther! Er fliegt über Blumen und Wiesen hin, flattert vom zarten Sprößling der Myrthe[114] zum Kelche der Lilie, und trinkt den süßen Nektar von purpurnen Rosen! Sein erstes Erwachen ist von den goldenen Träumen des Lenzes umwebt; sein Himmel, sein Brautbett ist eine Blume, ein Thautropfen sein ätherisches Mahl, eine Rose sein Sterbelager. Wie kein anderer der gaukelnden Aetherbewohner ist er das trefflichste Sinnbild der Verwandlungen, welche Psyche, die glückliche, erwarten. Auf den Gemmen der Alten weilt ein S. auf einem Todtenkopfe, über den ein Weiser in tiefes Nachsinnen verloren ist. Die Reinigung der Seele durch Feuer ist auf kleinen Begräbnißurnen durch einen Amor mit einem Schmetterlinge in der Hand vorgestellt, dem er eine brennende Fackel mit der andern Hand nahe hält. Denn aus der Raupe die Puppe; aus der Puppe der Sch.

Wenn dich der Orkus aufnimmt, ruh' im Kranze

Platon's, welcher, wie du der armen Menschheit

Wonne, die Entschleyerung Psyches, lehrte,

Schöne Sylphide!–

Die S. bilden die dritte Ordnung der geflügelten Insekten, und charakterisiren sich durch 4 bestaubte Flügel und eine spiralförmige Zunge. Man theilt sie nach der Zeit ihres Fluges in Tagfalter (s. d.), Abendfalter (s. d.) und Nachtfalter (s. d.) ein. Merkwürdig ist ihre Entwickelung. Das Weibchen legt Eier, aus welchen die Larven oder Raupen entstehen, die sich einige Mal häuten und in den Zustand der Puppen übergehen. In dieser Hülle bildet sich der S. aus: bei den Tagfaltern in einigen Wochen, bei den andern Gattungen in längerer Zeit. Ist der S. vollkommen ausgebildet, so zerstößt er die Hülle und kommt mit ganz kleinen, dicken Flügeln an das Licht, welche nach 2 Stunden sich zu ihrer vollkommnen Gestalt ausdehnen.

–i–

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 9. [o.O.] 1837, S. 114-115.
Lizenz:
Faksimiles:
114 | 115
Kategorien: