Empiriokriticismus

[262] Empiriokriticismus heißt das von R. AVENARIUS begründete System der »reinen Erfahrung« (s. d.), das ein »kritischer«, d.h. die Erfahrung von allen metaphysischen Zutaten reinigender Empirismus sein will (vgl. Vierteljahrsschr. f. wiss. Philos. 22, S. 53 f.). Er will die Philosophie auf die Bestimmung des allgemeinen Erfahrungsbegriffs nach Form und Inhalt beschränken. Das System stellt sich in Gegensatz zu allem Apriorismus, will realistisch und positivistisch sein. Einen principiellen Unterschied zwischen psychisch und physisch, Subject und Object, Bewußtsein und Sein gibt dieses System nicht zu, alle »Introjection« (s. d.) wird perhorresciert. Die Erkenntnis besteht aus »Aussagen« über Inhalte, die vom menschlichen Individuum (System C, (s. d.)) in der Form der »Erfahrung« »abhängig« sind. Das Ideal des Erkennens ist die Gewinnung des rein empirischen »Weltbegriffs« (s. d.), die Beseitigung jedweden Dualismus, die Elimination aller metaphysischen Kategorien. Der Charakter der empiriokritischen Erkenntnistheorie ist ein biologischer (AVENARIUS, Philosophie als Denken der Welt... 1876; Kritik der reinen Erfahrung 1888, 1890; Der menschliche Weltbegriff 1891; Vierteljahrsschr. f. wiss. Philos. 18 u. 19; CARSTANJEN, R. Avenarius' biomechan. Grundleg.... 1894; R. WILLY in Vierteljahrsschr. f. wiss. Philos. 16, S. 206 ff.; 20, S. 55 ff., 191 ff., 261 ff.; J. PETZOLDT, Einführ. in d. Philo(s. d.) r. Erfahr. I, 1899). Vgl. »Elemente«, Introjection, Erfahrung u. s. u.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 262.
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