Wille, Bruno

[817] Wille, Bruno, geb. 1860 in Magdeburg, lebt in Berlin.

W. ist besonders von Fechner beeinflußt, also Vertreter eines idealistischen (psychistischen) Monismus, den er mit einem freien Christentum verbindet. Im »monistischen Christentum« liegt die Versöhnung von Wissenschaft und Religion. Das ewige Leben ist in der Richtung auf den Idealmenschen (Christus) zu suchen. »Der Ich-Mensch muß am Kreuze absterben, damit das bessere Selbst frei werde und zur ewigen Heimat eingehe.« Das Weltwesen ist geistig; es bringt die sinnlichen Erscheinungen erst in sich hervor. Die Welt ist ein »lebendiges All«, durchaus beseelt, lebendig (Panpsychismus). Die Welt ist eine »selbständige, wachsende Harmonie, ein lebendiges Formwesen«. Das All ist die »umfassende Seele« (Allseele), deren »Sondertendenz« die Individualität ist. Gott ist das »universale Ich«, dessen Erlebnisse die Sonderwesen sind, die durch Sympathie, Liebe, verbunden sind. Die Individuen sind gleichsam »Augen, mit denen das Eine sich betrachtet«. Von Ewigkeit her sind wir ein »werdender Gott«, wir werden im All-Einen erlöst, welches als Ideal, als »Keimkraft« in uns wirkt. Die zeitliche Entwicklung ist überzeitlich eine vollendete Einheit. Durch unseren »Tatenleib«, die Projektion unserer Individualität in das Weltwirken hinein, sind wir unsterblich.

Schriften: Der Phänomenalismus des Hobbes, 1888. – Der Tod, 1889. – Das Leben ohne Gott, 1889. – Die Beweise vom Dasein Gottes, 1890. – Sittliche Erziehung, 1890. – Die Jagend, 1890-91. – Lehrb. f. d. Jugendunterricht freier Gemeinden, 1890 ff. – Atheistische Sittlichkeit, 1892. – Philos. der Befreiung durch das reine Mittel, 1892-94 (Standpunkt des »Edelanarchismus«). – Die freie Jugend, 1896. – Die Religion der Freude, 1898. – Materie nie ohne Geist, 1900. – Offenbarungen des Wachholderbaumes, 1901 (philos. Roman). – Die Christusmythe als monist. Weltanschauung, 1903. – Auferstehung, 1904. – Das lebendige All, 1905. – Darwins Weltanschauung, 1906. – Faustischer Monismus (in: Der Monismus, hrsg. von Drews, 1907), u.a.

Quelle:
Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 817.
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