Apostel

Fig. 3. Petrus.
Fig. 3. Petrus.
Fig. 4. Paulus.
Fig. 4. Paulus.
Fig. 5. Andreas.
Fig. 5. Andreas.
Fig. 6. Jacobus der Ältere.
Fig. 6. Jacobus der Ältere.
Fig. 7. Johannes.
Fig. 7. Johannes.
Fig. 8. Philippus.
Fig. 8. Philippus.
Fig. 9. Bartholomäus.
Fig. 9. Bartholomäus.
Fig. 10. Thomas.
Fig. 10. Thomas.
Fig. 11. Matthäus.
Fig. 11. Matthäus.
Fig. 12. Jacobus d. Jüngere.
Fig. 12. Jacobus d. Jüngere.
Fig. 13. Simon Zelotes.
Fig. 13. Simon Zelotes.
Fig. 14. Judas Thaddäus.
Fig. 14. Judas Thaddäus.

[26] Apostel wurden in der ältesten Zeit der christlichen Kunst als zwölf Schafe dargestellt, in deren Mitte Christus als das Lamm Gottes auf einer Anhöhe steht. Seit dem 6. Jahrh. erscheinen sie als männliche Gestalten, alle einander gleich, in Tunika und Gürtel, häufig mit Mantel, Schuhen und Sandalen, jeder mit einem Schaf, Christus in der Mitte, oder als zwölf ehrwürdige Männer ohne unterscheidende Attribute. Die Reihenfolge[26] ist verschieden, auch finden sich statt Judas Ischarioth Paulus, statt Simon Zelothes und Matthias Markus und Lukas. In solcher Zahl findet man sie auf grössern Kirchengerätschaften, Altären, Kanzeln, Reliquienschreinen, Grabdenkmälern, an den Pfeilern des Mittelschiffes der Kirchen. Einer alten Sage gemäss versammelten sich die Apostel vor ihrer Zerstreuung und um das apostolische Glaubensbekenntnis festzustellen, was in der Art dargestellt wurde, dass man jedem von ihnen auf einem Spruchband einen bestimmten Teil des Bekenntnisses beilegte. Die Charakteristik der einzelnen Apostel ist folgende:

Petrus und Paulus, sehr oft miteinander neben Christus oder Maria oder den Evangelisten, Petrus ein kräftiger Greis von mittlerer Statur, breiter Stirn, derben Gesichtszügen, kurzem grauem Haar, dickem gekräuseltem Bart, oft auch bei kahlem Scheitel mit dicht im Kreise herumwachsendem Haar. Sein Attribut ist zuerst, wie bei allen Aposteln, ein Spruchband oder Buch, später ein Kreuz in der einen, das Evangelium in der andern Hand, seit dem 8. Jahrh. die Schlüssel, selten einen oder drei, gewöhnlich zwei. Paulus von kleiner magerer Statur, mit Adlernase, hoher Stirn, funkelnden Augen, langem ovalem Gesicht, braunem Haar, spitz herabhängendem Bart. Die Attribute sind 12 Rollen, nach der Zahl seiner Episteln, ein oder zwei Schwerter, als Hindeutung auf seinen Märtyrertod und als Schwert des Geistes.

Andreas, ein bejahrter Mann, Petrus ähnlich, dessen Bruder er ist, mit herabwallendem weissem Haar und gespaltenem Bart, mit dem Evangelium und etwa seit dem 14. Jahrh. mit dem schrägen Balkenkreuz in der Hand, an dem er den Märtyrertod fand.

Jakobus der Ältere. Bruder des Apostels und Evangelisten Johannes, hat manchmal Familienähnlichkeit mit Christus, kurzes braunes Haar und Bart, wird seit dem 13. Jahrh. gewöhnlich als Pilger von Kompostella dargestellt, mit Pilgerstab, woran die Pilgertasche hängt, die Pilgermuschel am Hut oder auf der Brust.

Johannes, Sohn des Zebedäus und jüngerer Bruder des ältern Jacobus, des Heilandes Lieblingsjünger. Anfangs bildete man ihn bejahrt mit langem weissem Bart, später jugendlich und unbärtig, von zarter Körperbildung und mildem Ausdruck. Als Apostel trägt er in der Hand einen Kelch, aus dem sich eine Schlange herauswindet, weil er der Tradition nach einen Giftbecher ohne Nachteil trank.

Philippus erscheint gewöhnlich jugendlich, unbärtig oder mit kurzem Bart und freundlichem Antlitz; als Attribut hat er ein Antoniuskreuz oder einen langen, oben mit einem Kreuz endigenden Stab.

Bartholomäus, der Apostel von Indien, wird bejahrt dargestellt, aber mit schwarzem Lockenhaar und starkem schwärzlichem Bart, das Evangelium des Matthäus in der linken, ein grosses Messer in der rechten Hand, bisweilen über dem Arm seine eigene Haut tragend, selten mit Lanze oder Beil.

Thomas, genannt der Zwilling oder der ungläubige, erscheint bald jugendlich und unbärtig, bald als gereifter Mann mit kurzem Bart; seit dem 13. Jahrh. trägt er als Attribut ein Winkelmass, weil er für einen indischen König einen Palast gebaut haben soll, oder eine Lanze, durch die er den Märtyrertod erlitt.

Matthäus bejahrt, mit weissem Bart, einen Beutel in der Hand, weil er Zöllner gewesen war. Als Zeichen seines Märtyrertodes hat er ein Schwert oder ein Beil, oder er trägt den einem Winkelmass ähnlichen Visitierstab des Zöllners.

Jakobus der Jüngere, Sohn des[29] Alphäus, dessen Gattin Maria's Schwester war. Er wird daher in den Gesichtszügen dem Heiland ähnlich dargestellt. Seine Attribute sind Tuchwalkerstange oder Keule, vermittelst welcher ihn der wütende Pöbel zu Jerusalem erschlagen haben soll.

Simon Zelotes, nach der Tradition ein Bruder des Judas Thaddäus; beide sollen unter den Hirten gewesen sein, denen der Engel die Geburt des Heilandes verkündigt, weshalb sie gewöhnlich bejahrt dargestellt wurden. Ihre gewöhnlichen Attribute sind Säge und Hellebarde (oder Keule), die Werkzeuge ihres Todes.

Matthias, der an der Stelle des Judas Ischarioth nachgewählte Apostel, wird in der Reihe der Apostel meist durch Paulus ersetzt. Lanze oder Axt, die Werkzeuge seines Todes, sind seine Attribute.

Judas Ischarioth erscheint nur da, wo die Evangelien es ausdrücklich angeben, mit rotem Bart und Haar, zuweilen mit einem Teufel auf der Schulter, der ihm ins Ohr flüstert; seine Kleidung ist meist ein schmutzig gelbes Gewand. Nach Müller und Mothes, Arch. Wörterbuch. Vgl. Organ f. christl. Kunst 1871.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 26-30.
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