Lupus, S. (8)

[963] 8S. Lupus (29. Juli), der achte Bischof von Troyes (Trecensis), wurde zu Toul um das J. 383 geboren256. Er zeichnete sich nach der Legende durch Schönheit der Gestalt, durch seltene Gelehrsamkeit, besonders in der Rechtswissenschaft, und durch große Frömmigkeit aus. Seine Gattin war Pimeniola, die Schwester des hl. Hilarius18 von Arkes. Nachdem sie sechs Jahre mit einander zugebracht, legten sie mit beiderseitiger Einwilligung das Gelübde der Enthaltsamkeit ab. Lupus begab sich in die berühmte Abtei von Lerins, welcher damals der allverehrte hl. Honoratus4 vorstand, wo er ein Jahr lebte. Bei seinem Austritte aus der Welt hatte er einen großen Theil seiner Güter verkauft und den Erlös unter die Armen ausgetheilt. Als der hl. Honoratus4 den[963] dischöfl. Stuhl von Arles bestiegen, machte Lupus eine Reise nach Macon in Burgund, um ein Gut, das er in jener Gegend besaß, zu veräußern. Nachdem er den Erlös zu guten Werken verwendet hatte, machte er sich wieder nach Lerins reisefertig, allein Abgeordnete der Kirche von Troyes begehrten ihn zum Bischof als Nachfolger des hl. Ursus, der im J. 426 gestorben war. Vergeblich widersetzte sich Lupus, er mußte durch die Bischöfe der Provinz Sens sich weihen lassen. Als Bischof führte er seine ernste Lebensweise fort. Er schlief auf Brettern und brachte die Hälfte der Nächte in Uebung des Gebetes zu. Oft genoß er drei Tage lang keine Speise und aß dann nur Gerstenbrod. So lebte er mehr als 20 Jahre und erfüllte mit apostolischem Eifer seine Pflichten. Zu Ende des 4. Jahrh. begannen Pelagius und Cölestinus im Morgenlande, in Italien und Afrika ihre ketzerischen Lehrsätze zu verbreiten. Agricola, ein Schüler dieser Irrlehrer, hatte ihre Ketzerei auch nach Großbritannien gebracht. Die Katholiken dieser Insel wandten sich an die Bischöfe Galliens und baten, dieser verderblichen Irrlehre kräftigen Widerstand zu leisten. Es versammelte sich 429 eine Synode, welche den hl. German25 von Auxerre und den hl. Lupus von Troyes wählte. Sie reisten in demselben Jahre (vgl. Oct. VII. 32) nach Britannien, und es gelang ihnen, diese Irrlehre wenigstens theilweise zu verbannen. Nach seiner Rüc kkehr in seine Diöcese arbeitete er mit Weisheit und Frömmigkeit257 an der Sittenverbesserung seiner Heerde Duch sein Gebet seine Thränen sein Fasten, seine guten Werke wandte er die Strafgerichte Gottes von Troyes ab. Im bischöfl. Ornate, in Begleitung seines Clerus, ging er Attila entgegen, der beim Anblicke des Heiligen, noch mehr aber durch seine edle Ansprache, so sehr von Hochachtung gegen den hl. Bischof durchdrungen wurde, daß er versprach, die Stadt zu schonen. In der That zogen die Hunnen ein, ohne den geringsten Schaden anzurichten, woraus sich die Sage bildete, das Heer habe durch die Fürbitte des Heiligen von der Stadt nichts gesehen, obwohl es durch dieselbe marschirte. Als Attila von dem Römer Aëtius geschlagen wurde, ließ er auf seinem Rückzuge den hl. Lupus zu sich rufen, und ließ sich von ihm bis an den Rhein begleiten. Dadurch kam der Heilige in Verdacht, als begünstige er die Flucht der Barbaren, und mußte auf zwei Jahre Troyes verlassen. Nachdem man aber seine Unschuld erkannt hatte, konnte er wieder in seinen Sprengel zurückkehren, wo er 478 (oder 479) sein Leben beschloß, nachdem er 52 Jahre seine Heerde geweidet hatte. Seinen Leichnam bewahrt man zu Troyes in der Kirche, die seinen Namen führt. Seine vorzüglichsten Schüler waren: Polychronius, Bischof von Verdun, Severus, Bischof von Trier, Alpin, Bischof von Chalons an der Marne, und Camelian, Bischof von Troyes (s.d.). Man verehrt ihn am 29. Juli in den Diöcesen Paris, Soissons, Toul, Toulose und Metz. Auf seine Fürbitte geschahen mehrere Wunder. Auch im Mart. Rom. geschieht seiner am 29. Juli Erwähnung. (VII. 51).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 963-964.
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